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06.04.2001
Wer profitiert vom Tourismus?
Volkswirtschaftliche Bedeutung wird massiv unterschätzt
Bis heute verfügen wir nur über sehr vage Anhaltspunkte, welche volkswirtschatliche Bedeutung der Tourismus in Basel und Umgebung hat. Die Logiernächtezahlen geben darüber nur sehr ungenügend Aufschluss, weil die Hotellerie nur einen kleinen Teil des Tourismusmarktes darstellt. Es ist weitgehend unbekannt, wie viel sich unsere Gäste einen Aufenthaltstag kosten lassen und wer von diesen Ausgaben neben dem Gastgewerbe alles profitiert. Und die reinen Tagesgäste sind durch keine Statistik erfasst. Das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus in Bern hat 1995 in einer einzigartigen und umfangreichen Wertschöpfungsstudie erstmals nachgewiesen, wie vielfältig die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus sind und in welchem Umfang andere Branchen davon profitieren.
Die Verhältnisse im Kanton Bern haargenau auf Basel zu übertragen, ist wegen der unterschiedlichen Strukturen etwas unwissenschaftlich. Eine Umrechnung der Teilstatistiken für die Stadt Bern auf die hiesigen Verhältnisse kann uns aber zumindest Anhaltspunkte und Grössenordnungen liefern. Eine aktuelle und auf Basel zugeschnittene Studie wäre für eine qualitätsorientierte Wirtschaftspolitik und als Grundlage für künftige Tourismusstrategien sinnvoll und nötig. Sie könnte auch Antworten liefern, wer eigentlich das touristische Marketing bezahlen soll...
Basel-Stadt hat pro Jahr gut 600'000 Logiernächte. Rechnet man die mehreren Dutzend Beherberbungsbetriebe im benachbarten In- und Ausland dazu, welche ebenfalls sehr stark vom Tourismus in Basel abhängen, schaffen wir es beinahe in die exklusive Liga der Logiernächte-Millionäre. Dies ist in etwa die Grösse, welche Experten als Minimum für ein vernünftiges weltweites Destinations-Marketing angeben. Eine intensivere Zusammenarbeit oder sogar eine Fusion gewisser Tourismusverbände wäre von der Grùsse her also sicherlich sinnvoll.
Der Tagestourismus geht in den Diskussionen trotz seiner wirtschaftlichen Bedeutung gerne vergessen. Ein Tagestourist ist eine Person, welche weder in der näheren Umgebung wohnt noch arbeitet, aber aus irgend einem Grund unsere Gegend besucht. Die Besuchszahlen einiger Basler Institutionen können uns hier nur grobe Hinweise liefern, weil darin eben auch Einheimische und Übernachtungsgäste enthalten sind. Unsere Museen verzeichnen jährlich über einer Million Eintritte. Auch die Messe, der Zolli und die St. Jakobshalle verzeichnen Frequenzen im Millionenbereich. Rund 300'000 Leute besuchen ein Basler Theater. Und last but not least gibt es einen nennenswerten Gastro- und Shopping-Tourismus. Jawohl, es gibt Leute, welche grössere Distanzen zurücklegen, nur um in Basel zu essen, zu tanzen oder einzukaufen!
Aufgrund der Berner Erhebungen können wir für die Region Basel von rund fünf bis sechs Millionen Tagesgästen und fast anderthalb Millionen bernachtungsgästen ausgehen. Darin enthalten sind auch Gäste, die bei Verwandten oder Bekannten übernachten. Die Parahotellerie und die Zweitwohnungsbesitzer sind ebenfalls berücksichtigt, nicht jedoch das Militär, welches gemäss WTO nicht zum Tourismus zählt. Die gesamte Gästefrequenz in der Agglomeration Basel beträgt also etwa sieben Millionen pro Jahr. Das sind fast 20'000 Touristen pro Tag!
Und was geben die Reisenden eigentlich aus? Ein Hotelgast generiert gesamthaft pro Tag etwa 250 Franken Umsatz, andere Übernachtungsgäste und Tagestouristen geben nur 50 bis 70 Franken pro Person und Tag aus. Nicht in diesen Zahlen enthalten sind die Reisekosten, welche einen bedeutenden Anteil der touristischen Ausgaben darstellen, sich aber nur schwer regional zuordnen lassen. Übernachtungsgäste geben rund einen Viertel ihrer Ausgaben für die Reise aus, Tagesgäste hingegen beinahe die Hälfte. So gesehen verhalten sich Übernachtungsgäste eigentlich wesentlich ökologischer.
Eine Hochrechnung der Berner Zahlen ergibt für die Region Basel eine direkte touristische Gesamtnachfrage von rund 600 Millionen Franken! Davon sind etwa 130 Millionen Franken Reisekosten, die in unserer Gegend anfallen. Der Detailhandel profitiert mit schätzungsweise 150 Millionen Umsatzfranken am stärksten vom Tourismus, knapp gefolgt vom Verpflegungsgewerbe mit 140 Millionen Franken und dem Beherbungsgewerbe mit 80 Millionen Franken touristischem Umsatz. Aber auch viele andere Branchen profitieren direkt vom Fremdenverkehr, z.B. Kinos, Theater, Museen, Spitäler, Privatschulen, Banken, Autovermieter und Coiffeure.
Neben diesen direkten Tourismuserträgen gibt es aber noch eine indirekte Wertschöpfung, nämlich durch Vorleistungen und Investitionen von touristischen Leistungserbringern (Beispiel: ein Gastwirt kauft Getränke ein oder nimmt Erweiterungsbauten vor). Nicht vergessen darf man auch die Wirkung der durch den Tourismus ausgelösten Lohneinkommen! Alle indirekten Effekte lösen in unserer Region schätzungsweise eine halbe Milliarde Franken Umsatz aus.Um den wirklichen Gesamteffekt des Tourismus zu ermitteln, müsste man noch zwei Dinge berücksichtigen, nämlich das Outgoing-Geschäft der Reisebüros und die Nachfrage von Touristen ausserhalb der Region, welche aber bei Basler Unternehmen umsatzwirksam ist. Das wollen wir Ihnen hier aber ersparen. Wichtig ist das Schlussresultat: Die totale touristische Wertschöpfung in der Agglomeration Basel beläuft sich auf weit über eine Milliarde, vielleicht sogar auf anderthalb Milliarden Schweizer Franken! Mindestens 10'000 bis 14'000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt vom Tourismus ab! Das sind immerhin 5 bis 7% der Gesamtbeschäftigung.
Dossiers: Museen | Tourismus | Wertschöpfung
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