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20.01.2017
Monet-Ausstellung in der Fondation Beyeler
Licht, Schatten und Reflexion
Im Jahr ihres 20. Geburtstags widmet die Fondation Beyeler einem ihrer bedeutendsten Sammlungskünstler eine Ausstellung: Claude Monet. In einer pointierten Übersicht sollen ausgewählte Aspekte seines Werkes dargestellt werden.
Die Konzentration auf die Schaffensjahre nach 1880 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Ausblick auf sein Spätwerk, zeigt einen frischen und manchmal unerwarteten Blick auf den Bildmagier, der unser (Seh-)Erlebnis von Natur und Landschaft bis heute beeinflusst.
Licht, Schatten und Reflexion und ihre immer wieder neue Behandlung im Werk Claude Monets bilden das Leitmotiv von Monet: Ein Fest des Lichts und der Farben. Monets berühmte Bildwelten, seine Landschaften am Mittelmeer, die wilden Atlantikküsten, die Flussläufe der Seine, die Blumenwiesen, Heuhaufen, Seerosen, die Kathedrale und die Brücken im Nebel stehen im Fokus der Ausstellung.
Der Künstler experimentierte in seinen Bildern mit wechselnden Licht- und Farbenspielen im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten. Mit Spiegelungen und Schatten gelang es ihm, magische Stimmungen zu erzeugen. Claude Monet war ein grosser Pionier der Kunst, der den Schlüssel zum geheimnisvollen Garten der modernen Malerei gefunden und allen die Augen für ein neues Sehen der Welt geöffnet hat.
Die Ausstellung zeigt 62 Gemälde aus bedeutenden Museen Europas, der USA und Japans. Eine Besonderheit sind 15 Gemälde aus unterschiedlichem Privatbesitz, die äusserst selten öffentlich zu sehen sind und lange nicht mehr im Kontext einer Ausstellung zu Monet gezeigt wurden.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1879 begann für Monet eine Phase der Neuorientierung. Seine Zeit als Pionier des Impressionismus war abgeschlossen; als Künstler war er zwar noch keineswegs allgemein anerkannt, aber mit Hilfe seines Händlers begann er wirtschaftlich unabhängiger zu werden, was durch seine häufigen Reisen dokumentiert ist. Diese ermöglichten ihm z. B. erstmals eine Beschäftigung mit dem Licht des Mittelmeers und gaben seinem Werk neue Impulse. Seine Kunst wurde persönlicher und löste sich von einem strikt «impressionistischen» Stil.
Vor allem aber scheint er in seinen Werken immer mehr das gemalte Bild an sich zum Thema seiner Kunst gemacht zu haben. Seine von seinem späteren Stiefsohn Jean Hoschedé überlieferte Bemerkung, ihn interessiere weniger das Motiv, als das, was zwischen ihm und dem Motiv passiere, ist wohl auch in diesem Sinne zu deuten.
Monets Reflexionen über Bilder sind in einem doppelten Sinn zu verstehen. Die Wiederholung seiner Motive durch Spiegelungen, die ihren Höhepunkt und Abschluss in den Gemälden der Spiegelungen in den Seerosenteichen finden, ist auch als ein fortwährendes Reflektieren der Möglichkeiten des Bildes zu deuten, das sich durch die Darstellung und Wiederholung eines Motivs im Bild zeigt.
Ein weiterer Weg, die Möglichkeiten des Bildes zu untersuchen, sind bei Monet die Darstellungen von Schatten. Sie sind gleichzeitig Abbildung und Kehrseite des Motivs und ihre abstrakte Form gibt dem Bild eine Struktur, die das reine Abbild des Motivs infrage zu stellen scheint.
Dies führte dazu, dass Wassily Kandinsky bei seiner berühmten Begegnung mit Monets Gemälde eines Heuhaufens im Gegenlicht das Sujet als solches gar nicht mehr erkannte: Das Bild an sich hatte weit grössere Bedeutung bekommen als die Abbildung eines traditionellen Motivs.
Die Ausstellung ist eine Reise durch Monets Bildwelten. Sie ist nach Themen gruppiert. Anfangs widmet sich die Ausstellung in einem grossen Raum den zahlreichen und unterschiedlichen Darstellungen des Flusses Seine. Dabei besonders bemerkenswert ist Monets selten ausgestelltes Porträt seiner Lebensgefährtin und späteren Frau Alice Hoschedé, im Garten in Vetheuil direkt an der Seine sitzend.
Ein darauffolgender Raum feiert Monets Darstellung von Bäumen: Eine versteckte Hommage an Ernst Beyeler, der dem Thema Bäume ja 1998 eine ganze Ausstellung gewidmet hatte. Bäume in unterschiedlicher Beleuchtung, ihre Form und ihre Schattenwürfe wurden immer wieder von Monet behandelt, angeregt von japanischen Farbholzschnitten. Sie geben seinen Bildern oft eine geometrische Struktur, was besonders bei den Serienbildern des Malers sichtbar wird.
Die leuchtenden Farben des Mittelmeeres werden durch eine Gruppe von Gemälden vermittelt, die Monet in der 1880er Jahren malte. In einem Brief sprach er damals von dem «feenartigen Licht», das er für sich im Süden entdeckt habe.
1886 schrieb er an Alice Hoschedé, er sei geradezu «verrückt nach dem Meer». Ein grosser Bereich in der Ausstellung ist den Küsten der Normandie und der Insel Belle-île sowie den ständig wechselnden Lichtstimmungen am Meer gewidmet.
Faszinierend die Sequenz immer wieder neuer Ansichten und Beleuchtungen der Hütte eines Zollwärters auf einem Kliff, die mal in gleissender Sonne, mal im Schatten liegt. Bei genauerem Hinsehen scheint der Schatten aus Myriaden von Farben gestaltet zu sein.
Kontemplative Ruhe strahlen die Gemälde aus, die Morgenstimmungen an der Seine zeigen: Das gemalte Motiv wird hier als gemalte Spiegelung wiederholt und zwar so, dass die Trennlinie zwischen gemalter Realität und deren gemaltem Spiegelbild im aufsteigenden Nebel zu verschwinden scheint. Das Motiv wird komplett als Spiegelung wiederholt. Das bedeutet, dass nicht mehr klar festgelegt ist, was oben und unten im Bild ist; dieses könnte ebenso gut umgedreht gehängt werden.
Anders gesagt: Die Konvention, wie Bilder zu betrachten sind, wird aufgehoben und der Subjektivität des Betrachters überlassen. Man meint, Monet würde sich hier einem Urgrund der Natur, dem «panta rhei» steter Veränderung annähern. Denn er malt ja nicht nur im Wechsel des Lichtes von Nacht zu Tag, er stellt auch die Beständigkeit des Ineinanderfliessens zweier Wasserläufe dar.
Monet liebte London. Die Stadt war schon während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 sein Zufluchtsort gewesen. Als erfolgreicher und bereits sehr bekannter Maler kehrte er um die Jahrhundertwende zurück und malte berühmte Ansichten der Waterloo- und Charing Cross-Bridge sowie des britischen Parlaments in unterschiedlichen Lichtstimmungen, vor allem im Nebel, der alle Formen schemenhaft macht und als Erscheinungen inszeniert. Eine Hommage an Monets grosses Vorbild William Turner, aber auch eine Verbeugung vor der Weltmacht Grossbritannien, die auf dem Parlament und dem brückenbauenden Handel basierte.
Monets Spätwerk ist fast ausschliesslich von seiner malerischen Auseinandersetzung mit seinem Garten und den Spiegelungen in seinen Seerosenteichen geprägt. In der Sammlung Beyeler finden sich dafür hervorragende Beispiele. Der letzte Raum der Ausstellung ist ein Ausblick auf die Bilder aus Monets Garten in Giverny.
Die Ausstellung «Monet» dauert vom 22. Januar bis 28. Mai 2017.
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Dossier: Museen
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