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16.04.2013

Exzessiver Alkoholkonsum Jugendlicher stagniert

Teenager betrinken sich an privaten Partys und nicht im Gastgewerbe

Zwischen 2005 und 2010 sind in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland laut einer Studie jährlich rund 110 Jugendliche wegen übermässigen Alkoholkonsums in Notfallstationen eingeliefert worden. Zwei Drittel der Betrunkenen waren zwischen 16 und 18 Jahre alt.

In Rahmen ihrer Dissertation hat die Ärztin Kathrin Hauri vom Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) von 2005 bis 2010 den übermässigen Alkoholkonsum bei Jugendlichen untersucht. Die sechsjährige Studie umfasste 662 Mädchen und Jungen im Alter von 11 bis 18 Jahren, die eine der Notfallstationen der vier grössten Kliniken in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland aufsuchten.

Die Studie ermittelte anhand eines strukturierten Fragebogens in den vier grössten Kliniken der Region neben der Anzahl Patienten auch deren Alter, Geschlecht und Wohnort sowie weitere Aspekte im Zusammenhang mit dem übermässigen Alkoholkonsum.

Jedes Jahr wurden mittels Alkoholtest auf den involvierten Notfallstationen gut hundert Fälle registriert: Von den insgesamt 662 Mädchen und Jungen kamen 217 ins UKBB, 215 ins Universitätsspital Basel, 74 ins Kantonsspital Liestal und 156 ins Bruderholzspital.

Zwei Drittel der Patienten waren zwischen 16 und 18 Jahre alt, der jüngste Patient war elfjährig. Mädchen (43%) und Jungen (57%) waren annähernd gleich oft betroffen, wobei bei den über 16-jährigen Jugendlichen die Jungen überwogen. Mehr als die Hälfte aller Patienten (53%) kam aus dem Kanton Baselland, rund ein Drittel (35%) aus Basel-Stadt und der Rest aus den Kantonen Aargau, Solothurn und dem grenznahen Ausland.

Hochprozentiges an Festen und privat

Im Rahmen der Studie konnte bei rund der Hälfte der Betroffenen (351) ermittelt werden, bei welcher Gelegenheit sie Alkohol trinken: Am häufigsten geschah dies an einem Fest oder einer Party (157), im privaten Rahmen (59) oder draussen unterwegs (55). Öffentliche Orte wie Restaurants oder Bars spielten nur selten eine Rolle.

In rund einem Drittel der Fälle (257) erlaubten die Studienergebnisse zudem Rückschlüsse auf den Alkoholgehalt der eingenommenen Getränke: 80% der Jugendlichen tranken hochprozentige Alkoholika, wobei insbesondere Wodka, Whisky und Tequila eine wichtige Rolle spielten. Rund 15% konsumierten Wein und Bier, und 5% Liköre oder vergleichbare Getränke. Ein Zehntel der Patienten konsumierte zusätzlich zum Alkohol ein anderes Suchtmittel, beispielsweise Cannabis.

Rund 12% der Jugendlichen (85) zogen sich aufgrund des übermässigen Alkoholkonsums Verletzungen zu: Besonders oft war der Kopf betroffen (Stürze). Aber auch Hautverletzungen und Knochenbrüche sowie Unterkühlung konnten diagnostiziert werden.

Krankenkassen belastet

In der sechsjährigen Studie konnten erstmals die mit übermässigem Alkoholkonsum zusammenhängenden Kosten in unserer Region ermittelt werden. Mehr als die Hälfte der betroffenen Jugendlichen (377) wurde mittels Sanität auf eine der vier Notfallstationen eingeliefert. 51% der Mädchen und Jungen wurden aufgrund ihres Alkoholkonsums hospitalisiert, davon gar die Hälfte auf der Intensivstation.

Die für diesen Transport und die stationäre Überwachung ermittelten Kosten lagen in den sechs Studienjahren bei rund 960'000 Franken. Diese werden grösstenteils von den Krankenkassen übernommen.

Nach dem Willen von Nationalrat Toni Bortoluzzi (SVP/ZH) sollen Komatrinker Aufenthalte im Spital und in Ausnüchterungszellen künftig selber bezahlen. Dies fordert er in einer parlamentarischen Initiative, welcher der Nationalrat Folge gegeben und die Gesundheitskommission des Ständerats zugestimmt hat.

Meistens eine einmalige Angelegenheit

Ergänzend zur statistischen Erhebung führte Hauri von März 2010 bis August 2011 insgesamt 25 Interviews (Dauer jeweils etwa 10 Minuten) mit betroffenen Jugendlichen durch. Ziel war es, die persönlichen Beweggründe zum Alkoholkonsum zu ermitteln sowie allenfalls Hinweise auf die soziokulturellen Hintergründe zu erhalten.

Der Grossteil der Jugendlichen gab bereitwillig Auskunft und trank gemäss eigenen Angaben aus einer mehr oder weniger spontanen Laune heraus. Der übermässige Alkoholkonsum war bei den meisten eine einmalige Sache.

Anhand der Interview-Ergebnisse liessen sich kaum Angaben über familiäre oder private Auslöser für das Trinken ausmachen. Anhand des Fragebogens konnte jedoch ein umfassendes Bild über die Lebensumstände und die möglichen Problempunkte des Jugendlichen gewonnen werden. Diese Informationen sind eine gute Basis für eine allfällige Nachsorge.

Rund ein Viertel der Jugendlichen wurde nach der Entlassung aus den vier Spitälern weiter betreut. So bietet beispielsweise das UKBB betroffenen Mädchen und Jungen die Möglichkeit, in eine ambulante Nachbesprechung zu kommen. Nur ein kleiner Bruchteil (8.5%) nahm dieses Angebot jedoch wahr.


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