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08.08.2017

Gundeli – die Stadt in der Stadt

Auf dem Weg zum In-Quartier

Das Gundeli entwickelt sich gut. Läden und Restaurants in diesem lebhaften Stadtteil sind weniger abhängig von auswärtigen Besuchern als die Betriebe in der City. Gleichzeitig hat es hohe quartiereigene Frequenzen. Zum Erfolg tragen innovative Wirte bei, die eine zeitgemässe Quartiergastronomie umsetzen.

«Das Gundeli erlebt einen Aufschwung», sagt einer, der es wissen muss. Vedat Kirmizitas betreibt zusammen mit seinem Bruder Murat seit 22 Jahren das Restaurant Bundesbahn an der Hochstrasse, welches von den vielen Stammgästen liebevoll «Bundesbähnli» genannt wird. Im Juni eröffneten die Gebrüder das «Esquina» am Tellplatz, eine spanische Weinbar mit grosser Terrasse.

Gundeldingen, im Volksmund Gundeli genannt, ist mit etwa 20'000 Einwohnern eines der grössten Quartiere der Schweiz. Durch seine Lage «hinter den Gleisen» hat sich der Stadtteil einen eigenständigen Charakter bewahrt. Das hat auch mit der Entstehungsgeschichte zu tun. Vor 150 Jahren gab es hier lediglich Feldwege und ein paar Dutzend Häuser. Obstbäume, Reben und Getreidefelder prägten das Bild. 1872 verkaufte die Stadtgemeinde das Land an eine deutsche Immobiliengesellschaft, die es innerhalb weniger Jahre grossstädtisch überbaute. Die amerikanisch anmutende Struktur mit den schachbrettartigen Parallelstrassen erinnert an diese Zeit.

Es ist vielleicht zu früh, vom Gundeli als Trendquartier zu sprechen. Einen gewissen Hipness-Faktor kann man dem Stadtteil aber nicht absprechen. Die Zeiten, als manche Basler abschätzig vom «Gündülü» sprachen, sind jedenfalls vorbei. Der Ausländeranteil ist mit 39 Prozent nach wie vor hoch, doch spiegelt sich das weniger stark in den Arbeitslosen- und Sozialhilfequoten als anderswo. Auch kaufkräftige Expats entdecken das Gundeli als attraktiven Wohnort in Bahnhofsnähe. Der Immobilienmarkt hat darauf bereits kräftig reagiert. Das Wort «Gentrifizierung» macht die Runde.

Besonders dynamisch ist die Entwicklung in der Umgebung des Bahnhofs. Im Gegensatz zu dessen Vorderseite, wo sich Markengastronomen wie Burger King, McDonald’s, Dean & David, Nordsee, Mister Wong, Starbucks und Subway tummeln, sind Ketten im Gundeli kaum vertreten. Das wird sich mit der Eröffnung des Meret-Oppenheim-Hochhauses ändern. Dort zieht das Vegi-Konzept Tibits mit einer zweiten Basler Filiale ein.

Die Güterstrasse gleich beim Bahnhof ist eine von drei Hauptachsen des Quartiers, und die belebteste. Neben alteingesessenen blühen hier neue Betriebe, z.B. das Salatkonzept Escasano, der Pizza-Spezialist Vito oder das Café Del Mundo.

Katharina Barmettler-Sutter, CEO von Sutterbegg, die an der Güterstrasse eine Filiale mit Café betreibt, ist von der Standortattraktivität überzeugt: «Die Kundenfrequenzen sind vorhanden.» Allerdings stellt sie kaum Laufkundschaft aus anderen Quartieren fest. Zudem nehme die Dichte an Mitbewerbern spürbar zu, vor allem im Take-Away-und Café-Bereich.

«Wir bemerken vermehrt jüngere, eher alternative, kosmopolitane Kundschaft», so Barmettler. Als negativ betrachtet sie den vielen Durchfahrtsverkehr in der Güterstrasse: «Tram, Autos, Fahrräder, Anlieferungen – dadurch ist das Ambiente wenig entspannt. Zudem sind die Parkplätze zu knapp.»

Das eigentliche Quartierzentrum ist der Tellplatz mit dem Gundeldinger Casino und weiteren Gastronomiebetrieben wie «Tellplatz 3», einer Mischung aus Lebensmittelladen und Café. In der Nähe befinden sich zeitgeistige Lokale wie das «Knock on Wood» mit vietnamesischer Fusionsküche oder der Gourmet-Burger-Spezialist «Le Manufacture».

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung spielt das «Gundeldinger Feld» auf dem alten Industrieareal von Sulzer-Burckhardt, auf dem sich unter anderem die Brauerei «Unser Bier» und das Erlebniskonzept «Blinde Kuh» eingerichtet haben. Weit über das Quartier hinaus bekannt ist das «Werk 8» mit einer Raumhöhe von bis zu 12 Metern. Mitinhaber Tim Kröpfli, der mit seinen Partnern auch das mediterran geprägte Speiselokal «5 Signori» an der Güterstrasse führt, ist vom Gundeli begeistert: «Das Quartierleben ist hier noch oder wieder spürbar. Es besteht eine grosse demografische Vielfalt. Alles scheint hier nebeneinander Platz zu haben.»

Durch das zunehmend interessante Angebot seien die Bewohner gar nicht mehr verleitet, in die Innenstadt zu gehen, meint Kröpfli. Dabei wäre gerade dies einfacher als je zuvor. «Durch die Bahnhofspassage Rail City und die Markthalle als Verbindung ist das Gundeli näher an die Innenstadt gerückt», so Kröpfli, «trotzdem besteht durch die Gleise immer noch eine, teils auch imaginäre, Abtrennung.»

Positive Tendenzen gibt es auch im Detailhandel. Im Gundeli entstehen zunehmend kleine, schmucke Ladenkonzepte. Grosse Einkaufsläden wie Coop, Media Markt und Ochsner Sport am Bahnhof sowie Ingenodata erlauben es den «Gundelianern», alle Bedürfnisse im eigenen Quartier abzudecken.

Auch um gut zu essen, muss niemand das Quartier verlassen. Der ehemalige Sternekoch Andreas Schürmann hat in einer stillgelegten Seidenbandfabrik das Restaurant «Au Bonvivant» eingerichtet. Mit dem Mandarin verfügt das Gundeli über eines der traditionsreichsten China-Restaurants. Die «Wanderruh» von Dani Jenzer hat den Charme einer Jugendstil-Quartierbeiz. Aus dem Viertel-Kreis hat Christoph Lehmann einen «place to be» gemacht. Zahlreiche weitere Lokale mit europäischen und asiatischen Küchen runden das Angebot ab.

Bei jüngeren, budgetbewussten Touristen ist das Gundeli schon länger beliebt. Die drei Hostels Generation YMCA, stay@basel und Basel Backpack verfügen zusammen über 334 Betten. Schon länger vor Ort ist auch das Longstay-Konzept «Apaliving» mit 180 Zimmern und Apartments. Seit einigen Jahren steht anfangs Güterstrasse ein Ibis-Hotel mit 112 Zimmern. Leicht ausserhalb des Quartiers, aber durch ein Viadukt verbunden, sind ein Novotel, ein Ibis Budget und ein Ibis Styles mit insgesamt 500 Zimmern entstanden.

Abgesehen von ein paar roten Lichtern wenig ausgeprägt ist im Gundeli das Nachtleben. Zu später Stunde ist eher das Nachbarquartier Dreispitz angesagt, wo sich Clubs wie «Das Viertel» oder «Elysia» befinden.

Wie wird sich das Gundeli weiterentwickeln? Für Katharina Barmettler von Sutterbegg liegt Potential in der weiteren Verjüngung der Optik und des Angebots. Bereits heute habe es mehr junge Leute, deren Dienstleistungsbedürfnisse in einem bunten Mix gedeckt werden. Als Beispiele nennt Barmettler unter anderem Solarien, Fitnesszentren, Tattoo-Studios und Bars.

Tim Kröpfli vom Werk 8 vermutet, dass sich Laden- und Gastronomiebetreiber vermehrt das Gundeli als Standort aussuchen werden. Befruchtet werde diese Entwicklung auch durch die Veränderungen auf dem benachbarten Dreispitz-Areal. Nach Meinung von Kröpfli braucht es noch «mehr kulturelle Veranstaltungen und die entsprechenden Räumlichkeiten». In der Tat gibt es bisher ausserhalb des Gundeldinger Felds recht wenig Angebote.

Vedat Kirmizitas vom Bundesbähnli zieht ein klares Fazit: «Das Potential im Gundeli ist nicht ausgeschöpft». Er freut sich über ein breites Publikum, das zunehmend international wird. Stören tut ihn einzig die begrenzten Parkmöglichkeiten.

Urbaner Treffpunkt: Im «Werk 8» auf dem Gundeldinger Feld wird eine hohe Barkultur gepflegt. Bild: Werk 8 / Ben Koechlin


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