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26.05.2021

Inlandnachfrage zieht im Sommer wieder an

KOF-Prognosen für den Schweizer Tourismus

Nach dem pandemiebedingten Tief steht der Tourismussektor in diesem Jahr vor einer Erholung. Zumindest Inlandstouristen und Reisende aus dem europäischen Ausland werden gemäss der KOF-Prognose schon bald zurückkehren. Dagegen sind die Aussichten auf eine Normalisierung bei Fern- und Geschäftsreisenden trübe.

Für den Tourismus war die weltweite Corona-Pandemie desaströs. Die Reisetätigkeit wurde teils freiwillig, teils durch behördliche Massnahmen stark eingeschränkt. Die Wertschöpfung, die mit dem Tourismus erwirtschaftet wird, betrug 2019 2.7% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Das mag zwar aus der Makroperspektive gering klingen, dennoch leistet der Tourismus in vielen Regionen in der Schweiz einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigung und Wertschöpfung.

Durch die raschen und umfangreichen staatlichen Kompensationen zur Abfederung der Auswirkungen der Pandemie ist die Struktur der Wirtschaft und auch der Tourismusbranche in der Schweiz weitgehend intakt geblieben. Dies dürfte ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein, wenn die Nachfrage wieder anzieht.

Sommer 2020: Rückgang bei Touristen aus dem Ausland

Trotz der einschneidenden Massnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie in der Schweiz im Frühjahr 2020 mussten die Beherbergungsbetriebe nicht schliessen, während dies für die meisten Restaurants der Fall war. Ab Juni 2020 wurden die Pandemiemassnahmen zunehmend gelockert, und Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe erlebten einen starken Anstieg der Gästezahlen. Diese kamen aber vorwiegend aus der Schweiz, während bei den Gästen aus den benachbarten europäischen Ländern ein beträchtlicher Rückgang verzeichnet wurde und die Gäste aus den Fernmärkten praktisch ausblieben.

Insgesamt lag die Anzahl der Logiernächte in der Sommersaison 2020 um 9 Millionen (40%) tiefer als 2019. Bei den Inländern, die traditionell etwa die Hälfte der Übernachtungszahlen generieren, gab es dagegen eine Zunahme um 630'000 (6.4%). Bei den ausländischen Gästen fiel der Rückgang der Fernmärkten um 96% kräftig aus, während der Rückgang der Logiernächte aus dem europäischen Ausland «nur» 54% betrug.

Winter 2020/2021: Mässige Saison für die Alpengebiete

Mit dem Beginn der Wintersaison fing in der Schweiz die zweite Pandemiewelle mit rasch steigenden Fallzahlen an. Neue, schärfere Gegenmassnahmen wurden getroffen, diese blieben aber insgesamt weniger einschneidend als im Frühjahr. So mussten Restaurants und Bars wieder schliessen respektive sich auf Takeaway-Angebote beschränken.

Im Gegensatz zu den Nachbarländern verzichtete die Schweiz jedoch auf eine Beschränkung der Transportinfrastruktur in den Skigebieten. Hierdurch konnten zwar einige Touristen in den Alpengebiete begrüsst werden, es kamen aber dennoch deutlich weniger Touristen und die Erträge in der Gastronomie fielen deutlich tiefer aus als vor der Krise.

Sommersaison 2021: Allmähliche Erholung

Mit der Anfang Jahr gestarteten Impfkampagne ist eine allmähliche Verbesserung der Lage im Tourismussektor zu erwarten. Zunächst wird der Inlandtourismus profitieren. Die Nachfrage aus den Fernmärkten wird voraussichtlich länger gedämpft bleiben und ein Teil des Geschäftstourismus wird wohl im Zuge der beschleunigten Digitalisierung permanent ausfallen. Es ist zu erwarten, dass viele Geschäftstermine auch zukünftig virtuell stattfinden werden.

In der Prognoseperiode rechnet die KOF deswegen damit, dass die städtischen Gebiete noch einige Zeit eine schwächere Nachfrage erfahren werden, während die Alpenregionen und übrige Gebiete schnell wieder Touristen aus dem In- und nahen Ausland auf Höhe des Vorkrisenniveaus begrüssen werden. Dabei werden sich die Anteile ausländischer Touristen vorübergehend zugunsten europäischer Herkunftsländer verschieben.

Gemäss der KOF-Prognose wird die Anzahl der Logiernächte bei den Schweizer Touristen leicht über dem Vorkrisenniveau liegen, während die Anzahl der Logiernächte bei den Europäern erst 2022 wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht. Die Anzahl der Logiernächte von Fernreisenden wird in der Sommersaison gerade mal bei knapp 10 Prozent des Vorkrisenniveaus liegen, bevor sie sich in den kommenden Jahren allmählich wieder ihrem alten Niveau annähert.

Bis einschliesslich 2023 wird die Anzahl der Logiernächte von Fernreisenden gemäss der KOF-Prognose allerdings unter ihrem alten Niveau bleiben.

Wintersaison 2021/2022: Kaum Restriktionen, aber weniger Fernreisende

Im Winterhalbjahr 2021/2022 wird es angebotsseitig kaum Restriktionen geben, aber die Besucherzahlen aus dem Ausland werden wohl immer noch tiefer als vor der Pandemie bleiben. Die Anzahl europäischer Gäste dürfte auf Vorpandemieniveau liegen, die Zahl der Touristen aus den Fernmärkten wird aber erst im Winter anfangen sich allmählich zu erholen. Gemäss der KOF-Prognose wird die Anzahl Logiernächte in der Wintersaison 2021/22 voraussichtlich sowohl im Alpenraum als auch in den übrigen Gebieten das Vorkrisenniveau knapp übertreffen.

In den kommenden Jahren erwartet die KOF bis 2023 eine leicht steigende Anzahl Logiernächte bei den Schweizer Gästen, während die Anzahl Logiernächte bei den ausländischen Gästen zwar auch steigt, bis 2023 aber nicht mehr ihr altes Niveau erreicht.

Prognoserisiken und Alternativszenario

Es besteht nach wie vor erhebliche Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie, den Fortschritt der Immunisierungskampagnen und die Lockerung von Eindämmungs- und Schutzmassnahmen. Deshalb hat die KOF zusätzlich ein negativeres Alternativszenario berechnet.

Die verzögerte Normalisierung der pandemischen Situation würde demnach dazu führen, dass die Schweizerinnen und Schweizer auch in der Sommersaison 2021 mehrheitlich auf Reisen ins Ausland verzichten oder um ein Jahr verschieben. Damit würden die inländischen Übernachtungen noch deutlicher über dem Vorkrisenniveau zu liegen kommen.

Erneute Reiserestriktionen und vorsichtiges Verhalten würden hingegen die ausländische Nachfrage dämpfen, so dass die Erholung sich in die Folgejahre verschiebt. Ein negatives Prognoserisiko besteht in einem Wiederaufflammen der Covid-19-Pandemie.

Ursächlich hierfür könnten neuerliche Mutationen von Coronaviren sein, gegen die bestehende Impfungen nicht, oder nicht ausreichend, schützen. Ein positives Prognoserisiko besteht in einer kräftigen Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen aufgrund von hohen Ersparnissen und einer unerwartet raschen Normalisierung der pandemischen Lage.

Die Tourismusprognosen der KOF werden im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) erstellt. Das Seco verfügt mit dem Gesetz über die Förderung von Innovation, Zusammenarbeit und Wissensaufbau im Tourismus (Innotour) über die Möglichkeit, Tourismusprognosen zu finanzieren. Die unmittelbaren Adressaten der Tourismusprognosen sind die Branche und die Kantone.


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