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23.11.2022

Brauer kämpfen mit angespannter Beschaffungslage

Braujahr 2021/22 verlief zufriedenstellend

Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete nach ersten Berechnungen im Braujahr 2021/22 im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Plus von 6.2 Prozent. Dieses erfreuliche Resultat ist auf die äusserst sonnenreichen und regenarmen Frühlings- und Sommermonate 2022 und das Ende der Covid-Restriktionen zurückzuführen. Grosse Sorgen bereitet den einheimischen Brauereien hingegen die sehr angespannte Lage in den Rohstoff-, Verpackungs- und Energiemärkten verbunden mit unberechenbaren Lieferfristen. Hinzu kommen die stark gestiegenen Beschaffungskosten und deren Volatilität.

Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete nach ersten Berechnungen im Braujahr 2021/22 (vom 1. Oktober 2021 bis 30. September 2022) im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Plus von 6.2 Prozent auf 4'687'544 Hektoliter Bier (rund 468 Millionen Liter).

Das Resultat ist geprägt durch eine Zunahme des Inlandausstosses aller Schweizer Brauereien um 9.0 Prozent auf 3'638'846 hl (Vorjahr 3'339'902 hl). Die Bierimporte verzeichneten erneut eine Einbusse von 2.2 Prozent auf 1'048'698 hl (Vorjahr 1'071'934 hl). Der Anteil der Bierimporte am schweizerischen Gesamtmarkt beträgt nun 22.4 Prozent. Zum Vergleich: Im Braujahr 2012/13 wurde der bisher höchste Importanteil mit 26.1 Prozent verzeichnet.

Gastronomiekanal erholt sich

Erfreulich erholte sich auch der Bierabsatz durch den Gastronomiekanal. Verzeichnete der Kanal im Vorjahr noch einen durch Covid-Schutzmassnahmen geprägten Anteil von lediglich 24 Prozent, stieg dieser im Berichtsjahr wieder auf beinahe 33 Prozent gegenüber den 67 Prozent durch den Detailhandel.

«Die Gelegenheiten, miteinander ein Bier in der Gartenwirtschaft oder am See zu trinken, waren während der letzten Monate zahlreich», erklärt Nationalrat Nicolo Paganini, Präsident Schweizer Brauerei-Verband (SBV), die Entwicklung.

Nach wie vor hängt aber das Damoklesschwert erneuter Covid-Eindämmungsregeln über den Bars, Restaurants, den Kultur- und Sportevents und somit über dem Bierabsatz durch diese für den gesellschaftlichen Zusammenhalt so wichtigen Institutionen und Anlässe.

Starkes Wachstum bei alkoholfreiem Bier

Auf der Überholspur befindet sich weiterhin der Absatz von alkoholfreiem Bier. Die stetig grösser werdende alkoholfreie Biervielfalt, verstärkte Marketingmassnahmen und die wachsende Beliebtheit in der Bevölkerung sorgten dafür, dass das alkoholfreie Bier 2021/22 um 20.6 Prozent gewachsen ist. Der Anteil am Gesamtmarkt beträgt mit 265'058 hl (Vorjahr 219'700 hl) nun 5.7 Prozent. Es ist auch für die Zukunft von einem stark wachsenden Segment auszugehen.

Angespannte Situation in Energie- und Beschaffungsmärkten

Trotz aller positiven Hektoliter-Statistikwerte ist die wirtschaftliche Lage der Brauereien äusserst angespannt. Der Herstellungsprozess ist energieintensiv, denn letztlich wird beim Brauen die Maische erhitzt und die Bierwürze gekocht. Je nach Stil muss das Bier anschliessend unterschiedlich kühl vergoren und gelagert werden. Der Abfüllprozess sowie die nachgelagerte Logistik benötigen ebenfalls Energie. Auch wenn die Brauereien alle möglichen Energiesparmassnahmen und -optimierungen aus eigenem Interesse verfolgen, schlagen die gestiegenen und äusserst volatilen Energiepreise auf die Rentabilität durch.

Die Mangellage in den Rohstoff-, Verpackungs- und Gebindemärkten verbunden mit unberechenbaren Lieferfristen bereitet den einheimischen Brauereien ebenfalls grosse Sorgen. Eine Entspannung der Liefer- und Preissituation ist im Moment noch nicht in Sicht.

Steigende Zahl der angehenden Bierbrauer

Zurzeit lassen sich schweizweit 37 (Vorjahr 35) junge Menschen zum Lebensmitteltechnologen EFZ Schwerpunkt Bier, wie die Ausbildung offiziell heisst, ausbilden. Davon allein 14 im ersten Lehrjahr. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick klein erscheinen, aber bei insgesamt 36 zugelassenen Ausbildungsbetrieben in der Schweiz sind sie nachvollziehbar.

Tatsache ist, dass nur hauptberuflich betriebene Brauereien mit entsprechend ausgebildeten Berufsbildnern Lernende ausbilden dürfen. Die angehenden Berufsleute sollen in ihrer Lehre so viel wie möglich profitieren, damit sie für das spätere Berufsleben gerüstet sind.

Es kann zudem vorkommen, dass ausbildungswillige Brauereien nicht über alle Gerätschaften, Prozessabläufe und Verfahrensschritte verfügen, wie vorgeschrieben. Fehlt zum Beispiel in einer Brauerei der Verfahrensschritt der Filtration und Bierstabilisation, müssen diese Fähigkeiten während der Lehre im Rahmen einer Betriebskooperation in einer Partnerbrauerei ausgebildet werden. Dieser Umstand hat den Zusatznutzen, dass die angehenden Bierbrauer Erfahrungen in anderen Betrieben sammeln können.

Für Marcel Kreber, Direktor SBV und Hauptverantwortlicher für die Ausbildung, sind die Lernenden die Zukunft der Braubranche: «Ziel muss es sein, die jungen Brauerinnen und Brauer im Berufsumfeld halten zu können. Sie sollen dereinst auch ausbilden und den Brauerberuf ins Land hinaustragen.»

Ein strategisches Ziel des SBV ist es denn auch, Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern, aber auch Berufsberatern zu vermitteln, dass die Bierbrauerlehre eine Ausbildung mit vielen Zukunftschancen darstellt. Ebenfalls soll mit diesem Ziel, dem auch in der Braubranche herrschenden Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Bild: Brauerei Schützengarten AG

Dossier: Bier
Permanenter Link: https://www.baizer.ch/aktuell?rID=8632


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