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21.11.2024

Bierabsatz in der Schweiz sinkt

Konsum von alkoholfreiem Bier steigt

Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete im Braujahr 2023/24 im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 1.6 Prozent. Gestiegene Energiepreise, höhere Lebenshaltungskosten der Konsumenten, schlechtes Wetter und die unsichere Weltsicherheitslage wirken sich negativ auf den Konsum aus. Der Ausstoss des alkoholfreien Bieres ist um 12 Prozent gestiegen.

Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete im Braujahr 2023/24 (vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024) im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 1.6 Prozent auf 4’499’214 Hektoliter Bier (= 449’921’400 Liter).

Der Pro-Kopf-Konsum sinkt somit unter 50 Liter. Der Inlandausstoss aller Schweizer Brauereien nahm um 1.7 Prozent auf 3’536’242 hl (Vorjahr 3’595’719 hl) ab. Die Bierimporte sanken um 1.3 Prozent auf 962’972 hl (Vorjahr 975’746 hl). Der Anteil der Bierimporte am schweizerischen Gesamtmarkt beträgt 21.4 Prozent.

Alkoholfreies Bier im Trend

Im Braujahr 2023/24 stieg der Ausstoss des alkoholfreien Bieres um 12 Prozent von 279’233 hl auf 312’674 hl. Der Anteil am gesamten Biermarkt beträgt neu 7 Prozent (Vorjahr 6.1 Prozent). Die Nachfrage nach alkoholfreiem Bier ist ungebrochen. Die Auswahl wächst und wird auch nachgefragt, wie die Zahlen des Braujahres 2023/24 eindrücklich belegen. Der Trend nach oben setzt sich fort.

Es gibt verschiedene Arten, ein alkoholfreies Bier herzustellen, z.B. durch eine gestoppte Gärung (der Zucker wird nicht vollständig in Alkohol umgewandelt), den Einsatz alternativer Hefen (die weniger Alkohol erzeugen), thermische Verfahren (Alkohol wird unter Vakuum verdampft), Kälte-Kontaktverfahren (Alkohol wird bei tiefen Temperaturen kristallisiert und entfernt), Membranverfahren (selektive Filtrierung) oder eine Kombination dieser Verfahren.

Verregneter Frühling und kalter September

In den meisten Gebieten der Schweiz fielen im Frühling 2024 überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Der Frühling bot somit wenig Gelegenheiten, ein Bier draussen und in Gesellschaft zu geniessen. Da half auch das gute Abschneiden der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft an den Europameisterschaften nichts.

Marcel Kreber, Direktor Schweizer Brauerei-Verband, ordnet ein: «Die Regel besagt, dass ein Minus, welches im Frühling aufgrund mangelnder Bierverkäufe resultiert, im Laufe des restlichen Braujahres nicht mehr aufgeholt werden kann.»

Hinzu kommt, dass die Septemberzahlen ebenfalls negativ ausfielen. Gemäss MeteoSchweiz setzte kalte Polarluft aus Nordwesten dem Sommer auf der Alpennordseite ab dem 9. September ein abruptes Ende.

Corona ist noch nicht verdaut

Auch wenn es scheint, dass das Ganze schon etliche Jahre zurückliegt: Erst Ende März 2022 wurden die letzten Corona-Schutzmassnahmen vom Bund aufgehoben. Trotz des Kriegsbeginns in der Ukraine hellte die Konsumentenstimmung im Frühling/Sommer 2022 auf. Aufholeffekte waren spürbar. Die Bevölkerung hatte wieder Lust, nach draussen zu gehen, sich zu treffen, zu festen und mit einem Bier anzustossen.

«Zurückblickend war dieser Zeitabschnitt aber nur ein kleines Aufflackern, bevor sich die Stimmung wieder verdüsterte», folgert der Präsident des Schweizer Brauerei-Verbandes, Nationalrat Nicolò Paganini.

Gestiegene Lebenshaltungskosten wie Energiepreise und Krankenkassenprämien, aber auch die unsichere Weltsicherheitslage führten in den Folgemonaten zu einem gebremsten Wachstum. Auch die Ausgangsgewohnheiten haben sich gewandelt. Jüngere Konsumentinnen und Konsumenten, welche durch die Corona-Shutdowns geprägt sind, zeigen ein anderes, selektiveres Verhalten.

Die Gastronomie als wichtiger Absatzkanal für die Biere der SBV-Mitgliedsbrauereien verlor denn auch gegenüber dem Detailhandel weiter an Terrain: Der Gastronomieanteil beläuft sich auf 31.4 Prozent (Vorjahr 32.4 Prozent), der Anteil des Detailhandels auf 68.6 Prozent (Vorjahr 67.6 Prozent). Ein Ende dieser Talfahrt ist vorderhand nicht in Sicht.

Kritik an der WHO

Bier ist ein traditionelles Genussmittel, dessen Konsum in vielen Kulturen fest verankert ist. Sein Genuss verbindet an unzähligen Anlässen über Generationen hinweg. Es gibt jedoch Diskussionen über die gesundheitlichen Auswirkungen vom Konsum alkoholhaltiger Getränke.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht regelmässig Studien, welche den Konsum alkoholhaltiger Getränke als grossen Risikofaktor für die globale Krankheits- und Krebslast anprangern. Dabei ist zu bemerken, dass die WHO in ihren Veröffentlichungen und Pressemitteilungen zum gesundheitlichen Einfluss von Alkohol häufig grösstmögliche Zahlen und Schätzungen verwendet, um ihre Botschaft zu untermauern und ihre Agenda zu verstärken. Dieses Vorgehen verunsichert die Bevölkerung.

Beobachtungsstudien können keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen beweisen, da sich Konsumenten mit moderatem Konsum alkoholhaltiger Getränke in vielerlei Hinsicht von Nichttrinkern und starken Trinkern unterscheiden – beispielsweise in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Rauchgewohnheiten.

Natürlich können solche Studien nützliche Informationen liefern, doch sie erfordern auch, dass die Forscher Daten darüber sammeln, wann und wie der Alkohol konsumiert wird, da die Auswirkungen auf die Gesundheit stark vom Trinkverhalten abhängen. Somit gibt es auch durchaus wissenschaftlich-kritische Stimmen zum «no safe level»-Ansatz der WHO.

Das Konzept der Weltgesundheitsorganisation und anderer Organisationen («es gibt kein sicheres Mass an Alkoholkonsum») ist stark vereinfachend, da es das Trinkverhalten und andere Lebensstilfaktoren nicht berücksichtigt.

Der Brauerei-Verband fordert, dass alle politischen Massnahmen im Bereich der Alkoholpolitik wissenschafts- und evidenzbasiert sein müssen. Pauschalurteile und Kausalitätsannahmen werden der komplexen Situation nicht gerecht.

Der Verband stellt grundsätzlich fest, dass der Konsum alkoholhaltiger Getränke seit Jahrzehnten sinkt. Dies deutet auf eine differenzierte Wahrnehmung alkoholhaltiger Getränke und deren Konsum durch die Bevölkerung hin.

Bier ist ein jahrtausendealtes Kulturgut, das Menschen zusammenbringt und soziale Kontakte fördert. Vor diesem Hintergrund und ganz im Sinne von Paracelsus («alle Ding sind Gift und nichts ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist») setzt sich der Brauerei-Verband für einen verantwortungs- und genussvollen Konsum des Bieres ein.

Bild: Deutscher Brauerbund


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