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13.04.2025

Verschlagene Gastwirte in Brasilien um 1900

Walter Burkart (1883-1961), der «Reiherjäger vom Gran Chaco»

Walter Burkart wurde im Jahre 1883 in Rheinfelden geboren. Noch nicht ganz zwanzigjährig, landete er gemeinsam mit einem Freund in Recife (Pernambuco) an, um wie andere Schweizer auch im Bundesstaat Minas Gerais nach Gold zu suchen.

Burkart war arm, abenteuerlustig, zu vielen Schandtaten bereit. Als «mineiro» in grösseren Minen erlebte er manche Grubenunglücke hautnah mit, entkam dem Tod nur um Haaresbreite. Walter Burkart sah Menschen sterben oder zu Krüppeln werden, damals beinahe genau so schlimm, bedenkt man, dass es keine Invalidenversicherung gab und ein Leben am Bettelstab winkte.

So entschloss sich Walter Burkart, keine weiteren Risiken mehr einzugehen und sein Glück als Abenteurer, kleiner Goldhändler und Jäger zu versuchen. Dabei war er auf einheimische Helfer und auf die Gunst der Indigenen angewiesen, die ihm in der Regel freundlich und hilfsbereit gesinnt waren.

Walter Burkart und seine kleine Jagdgesellschaft machte vor allem Jagd auf die Reiher der Moorgebiete, deren Federn im modebewussten Europa bei den oberen Zehntausend hoch im Kurs standen. Aber auch Jaguar- und Fischotterfelle waren in der Alten Welt begehrt.

Im sumpfigen, feuchten, dampfenden Dschungel war das räumliche Vorankommen müheselig und gefährlich, Würgeschlangen, Allligatoren, allerhand Getier und Moskitos wirkten als Bedrohungen an Leib und Leben. Walter Burkart überlebte diese Tortur und erwarb sich im Laufe der Jahre sogar einen bescheidenen Wohlstand.

Zum kleinen Glück des Rheinfelders hatte neben dem bereits im Jahre 1931 herausgegebenen Reisebericht auch die berufliche Tätigkeit als kleiner Goldhändler beigetragen, der kaufte und verkaufte und den kleinen Gewinn einstrich. Dass Walter Burkart dabei immer eine namhafte Barschaft auf sich trug, machte den Beruf in der ohnehin ruppigen, agonalen und rauen Männerwelt nicht eben ungefährlicher.

Namentlich verschlagene Schankwirte der zahllosen «politche» oder «almaceng» warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, um die ohnehin verhassten «gringos» zu übertölpeln oder diesen gar physische Gewalt anzutun.

Sie spielten durchaus devote, harmlose, joviale Kerle, die kein Wässerchen trüben konnten, waren aber meistens auch skrupellose, eiskalte Hehler, Händler mit gestohlenen Pferden und Vieh, «und mancher einsame Reisende wird das Opfer ihrer Habsucht».

Manchmal verschwanden solche vierschrötigen, zwielichtigen Gestalten mit verbündeten Gästen im Hinterzimmer, wo sie einen Plan ausheckten, den «gringo» um sein Geld zu erleichtern oder gerade schnöde um die Ecke zu bringen.

Der Schankwirt hetzte beispielsweise einen waffenerprobten Mann auf Walter Burkart und ging eine Wette ein, wer den Kampf gewinnen würde. In diesem Fall war es der mit Messern ebenfalls gewandte Baselbieter Abenteurer, der seinen Gegner zudem sehr schwer verwundete. Noch einmal Glück gehabt.

Das Beispiel zweigt jedenfalls, wie schon damals, um 1900, ein Menschenleben nur wenig zählte an der brasilianischen Frontier.

Burkart, Walter. Der Reiherjäger vom Gran Chaco. Als Jäger und Goldsucher vom Amazonas zum La Plata. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Ernst Halter. Illustriert mit Originalfotografien. Zürich: Limmat Verlag 2022.

Dr. Fabian Brändle
Historiker und Volksschriftsteller
fabianbraendle@hotmail.com

Bild: Nachlass Walter Burkart


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