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29.01.2016

Fit für Arbeit und Gesellschaft

Lehrgang Riesco für anerkannte Flüchtlinge hat sich bewährt

Der Lehrgang Riesco, eine Fachförderung für anerkannte Flüchtlinge, gibt es seit zehn Jahren. Eine Bilanz.

Die Integration von anerkannten Flüchtlingen ist für die Schweiz eine Herausforderung, sie bietet aber auch eine Chance. Nämlich die, dass dringend benötigte Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt gelangen. Bis diese Menschen jedoch so weit sind, braucht es viel Engagement. Das Bundesamt für Migration hat 2005 den Auftrag erteilt, eine gastronomische Ausbildung für anerkannte Flüchtlinge zu schaffen. Die Gastronomie engagierte sich und führte 2007 den Lehrgang Riesco ein.

Der Lehrgang Riesco dauert 227 Ausbildungstage und beinhaltet die Fachbereiche Küche, Service und Hauswirtschaft. Ebenfalls zur Ausbildung gehören die Bereiche Kultur, Werte und Normen sowie Lerntechniken oder wie man eine Bewerbung verfasst und sich bei einem potenziellen Arbeitgeber vorstellt.

Verantwortlich für diese Lehrgänge ist Heinz Gerig, Projektleiter bei Hotel&Gastro formation in Weggis. "Die Flüchtlinge dahin zu bringen, dass sie auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bestehen können, ist harte Arbeit für alle Beteiligten", weiss der gelernte Koch und Erwachsenenbildner. Für ihn ist daher unabdingbar, dass die Teilnehmenden motiviert sind, ansonsten lässt er sie gar nicht erst zum Lehrgang zu.

"Es nützt den Arbeitgebern nichts, wenn sie diese Mitarbeitenden nicht voll und ganz einsetzen können. Im Gastgewerbe bleibt gar keine Zeit für zusätzlichen Aufwand", resümiert Gerig. Daher mache er den anerkannten Flüchtlingen keine falschen Hoffnungen und erkläre ihnen, dass niemand auf sie gewartet habe. Den Lehrgang stehe ohnehin nur durch, wer motiviert sei, ein Jahr lang auf Ferien verzichte, Arbeitswille zeige und stets pünktlich erscheine.

Gerigs Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Die meisten Gastronomen, die Riesco-Teilnehmende engagieren, sind sehr zufrieden mit der Leistung ihrer Mitarbeitenden."Als sich Gader Rajabi bei uns vorstellte, hat er uns restlos überzeugt", erklärt Hanspeter Müller vom Hotel Sempacherhof in Sempach. Er sei in allen Bereichen einsetzbar, egal ob in der Küche, auf der Etage oder im Hausdienst. "Er spricht vor allem sehr gut Deutsch", lobt ihn Müller.

Die Riesco-Teilnehmenden erhalten intensiven Deutschunterricht, den sie mit einem anerkannten Sprachzertifikat abschliessen. "Für die Integration in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft ist das Beherrschen der Sprache eine Schlüsselfähigkeit", gibt Gerig zu bedenken.

Eine Herausforderung in diesem Lehrgang ist der Umgang mit den Frauen. "Wir erleben immer wieder, dass sich die männlichen Teilnehmenden nichts von einer Frau sagen lassen", erklärt Gerig. Darum werde von Anfang an eine Frau als Gruppenchefin bestimmt. Ausserdem unterrichten auch Fachlehrerinnen. Patriarchische Ansichten hat Hans¬peter Müller bei Gader Rajabi ebenfalls festgestellt. "Wir konnten ihm aber klarmachen, dass hier in der Schweiz andere Werte gelten, und mittlerweile kann er damit umgehen."

Für die Arbeitgeber ist es wichtig, dass der administrative Aufwand nicht ins Uferlose wächst, wenn sie anerkannte Flüchtlinge engagieren. "Beim Einholen der Arbeitsbewilligung erhielt ich viel Unterstützung", sagt Josef Füglistaller vom Kellerämter Hof in Oberlunkhofen. Er hat Gherampa Pasang Wangdue als Hilfskoch engagiert und ist mit seiner Leistung sehr zufrieden. "Paseng, wie wir ihn nennen, kam äusserst gut geschult zu uns", erinnert sich Füglistaller. Er wasche sich vor der Arbeit die Hände, könne die Berufskleidung richtig tragen und wisse, was ein Mise en place sei. Ausserdem spreche er sehr gut Deutsch, sei äusserst fleissig und pflichtbewusst. "Er ist sogar ein wenig ein Streber."

Und die Flüchtlinge selber? Pasang beispielsweise fühle sich sehr wohl im Kellerämter Hof: "Ich habe hier eine zweite Heimat gefunden." Und Tsewang Ngaritsang, der im Hotel Storchen eine Lehrstelle als Küchenangestellter EBA absolviert, ist dankbar, dass er in seinem Lehr¬betrieb so viel Unterstützung erhalten hat. Küchenchef Fredi Nussbaum schätzt an Tsewang seinen grossen Fleiss.

Projektleiter Gerig ist sich bewusst, dass der Lehrgang Riesco aufwändig ist, viel Zeit, Geld und Engagement kostet: "Dank der breiten Ausbildung sind die Flüchtlinge anschliessend auf dem Arbeitsmarkt einfach zu vermitteln."

Rund 85 Prozent aller Absolventen fanden eine Stelle, einige eine Lehrstelle mit Berufsattest und jemand sogar eine mit Fähigkeitszeugnis. "Die Absolventen sind nicht nur fit für die Arbeitswelt, sie wissen auch, wie man sich in der Schweiz benimmt."

Daniela Oegerli / GastroJournal


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