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20.01.2019
Anna Götenstedt: «Es braucht mehr Leute aus der Praxis»
Gespräch mit der der Harmonie-Wirtin und Nationalratskandidatin
Anna Götenstedt ist Vorstandsmitglied des Wirteverbands Basel-Stadt. Nun kandidiert sie auf der Liste der LDP für den Nationalrat. Die 51-jährige Harmonie-Wirtin und zweifache Mutter äussert sich zu ihrer Motivation und zu den Wahlchancen.
Was hat Sie dazu bewogen, für den Nationalrat zu kandidieren?
Im Parlament gibt es zu wenige KMU-Vertreter. Dabei sind sieben von zehn Arbeitsplätzen und noch mehr Ausbildungsstellen in kleinen und mittleren Betrieben. Das Gastgewerbe ist in Bundesbern praktisch nicht vertreten. Kein Wunder, ist die Politik manchmal weltfremd! Es braucht wieder mehr Leute aus der Praxis und aus dem wirklichen Leben.
Welcher Unternehmer hat heute noch Zeit, sich politisch zu engagieren?
Leider nur wenige. Zwar ist es verständlich, dass die geschäftlichen Probleme bei den meisten Priorität haben, aber wenn alle so denken, kommt es nicht gut heraus. Auch ich müsste mich massiv umorganisieren, falls ich gewählt würde.
Wie beurteilen Sie Ihre Chancen?
Auf der Liste der LDP hat es vier sehr starke Mitbewerber. Natürlich hoffe ich, die Wähler zu überzeugen, dass KMU-Interessen eine bessere Vertretung verdienen. Und ich hoffe auf viele Stimmen, damit die Bürgerlichen in Basel einen dritten Nationalratssitz holen.
Welche Themen interessieren Sie besonders?
Es ist richtig, unseren grossen Unternehmen Sorge zu tragen. Jetzt ist es aber dringend, endlich etwas für die Kleinen zu tun. Wir müssen die Bürokratie auf ein vernünftiges Mass zurückfahren. Negativ wirken sich hohe Steuern und Abgaben aus. Dazu zähle ich auch die steigenden Krankenkassenprämien. Vielen unserer Gäste fehlt zunehmend das Geld, regelmässig auswärts zu essen! Sehr am Herzen liegt mir zudem die Berufsbildung.
Wie soll es weitergehen bei den Sozialversicherungen?
Sehr viele Menschen, auch im Gastgewerbe, sind auf Leistungen angewiesen. Um den Sozialstaat zu finanzieren, brauchen wir eine gute Wirtschaftspolitik. Nur wenn die Unternehmen gute Rahmenbedingungen haben, können sie den hohen Aufwand schultern. Jede Hausfrau weiss, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben kann als man einnimmt.
Was ist mit der Hochpreisinsel?
Hier besteht Handlungsbedarf, denn die hohen Kosten führen dazu, dass viele Schweizer Betriebe international nicht mehr mithalten – am schlimmsten ist es im Grenzgebiet. Unsere Branche würde vor allem von Zollsenkungen bei Agrarprodukten profitieren. Wir können unsere Bauern nicht ewig vor Wettbewerb schützen. Sie müssen Qualität produzieren, dann kaufen wir ihre Produkte, selbst wenn sie etwas teurer sind. Wichtig scheint mir ausserdem eine Umsetzung der Fair-Preis-Initiative.
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