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24.04.2019

Linsen als Eiweissquelle

Züchtung für Acker und Teller

Ob gelb oder braun, mild oder nussig-aromatisch, mehlig oder fest kochend – keine andere Hülsenfrucht ist farblich und geschmacklich so vielfältig wie die Linse. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, für den bieten sie eine gesunde Alternative zu Bohnen, Erbsen oder Soja.

Linsensamen bieten rund 28 Prozent Rohprotein, 67 Prozent Kohlenhydrate, 2.5 Prozent Fett und rund 12 Prozent Ballaststoffe. Die Linse ist zudem eine gute Quelle für Eisen und sekundäre Pflanzenstoffe. Während in Linsen die essentielle Aminosäure Lysin reichlich enthalten ist, mangelt es an den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein.

Bei Getreide ist es genau anders herum, so dass Getreideprodukte wie Brot, Reis oder Teigwaren Linsen perfekt ergänzen. Daher sind die eiweissreichen Samen für eine vollwertige Ernährung eine wertvolle Bereicherung.

Bis vor hundert Jahren war die Linse bei uns noch weit verbreitet. Heute dagegen ist die traditionelle Kulturpflanze eine Nischenkultur und fast nur noch in wenigen Anbaugebieten wie der Schwäbischen Alb anzutreffen. Dabei sprechen gute Argumente dafür, dass Landwirte wieder vermehrt Linsen anbauen: Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, bevorzugen regionale Bioprodukte und wissen um den Wert alter Kulturpflanzen.

Und auch aus ökologischer Sicht ist der Linsenanbau sinnvoll. Als Leguminose bereichern sie die Fruchtfolge im ökologischen Landbau und erhöhen die Biodiversität auf dem Acker. Gesund sind Hülsenfrüchte auch für den Boden, denn sie können mit Hilfe von Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden und geben einen Teil davon in den Boden ab, der damit schon gut gedüngt ist.

Weil der heimische Linsenanbau nur noch regional von Bedeutung ist, ist die mitteleuropäische Linsenzüchtung in den vergangenen Jahrzehnten zum Erliegen gekommen. Ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Züchtern und Praktikern will das ändern und Linsen hierzulande wieder heimisch machen.

Das ist das Hauptziel eines dreijährigen Züchtungsprojektes, das vom Zentrum Ökologischer Landbau der Universität Hohenheim koordiniert wird und im Februar 2019 gestartet wurde. Das Projekt ist Teil der Eiweisspflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Diese verfolgt das Ziel, den Anbau von Linsen und anderen Hülsenfrüchten bei uns deutlich auszudehnen und auch im Norden Deutschlands möglich zu machen.

Entscheidend ist hierbei, ertragsstarke und widerstandsfähige Sorten zu züchten. Wichtig sind daneben gesunde Inhaltsstoffe, eine günstige Eiweisszusammensetzung und eine gute Verdaulichkeit der Linsen.

Um Sorten mit den gewünschten Eigenschaften zu finden, nutzen die Züchter 100 in der Genbank IPK Gatersleben eingelagerte Muster. Die vielversprechendsten Sorten werden in Feldversuchen und in Praxisbetrieben angebaut. So findet man Schritt für Schritt all jene Sorten, die hierzulande gut wachsen und sich besonders gut für den ökologischen Landbau eignen – und letztlich unseren Speiseplan bereichern.

Nina Weiler / bzfe


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