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09.08.2019
Innenstadt: Wie wir das Ruder herumreissen!
Es braucht einen gemeinsamen Effort aller Akteure
Die Probleme der Innenstadt treten immer offener zu Tage. Es braucht einen gemeinsamen Effort aller Akteure, damit Basel wieder das unbestrittene Zentrum des Dreiländerecks wird. Und es braucht das Bewusstsein, dass die Stadt nicht aus sich selbst heraus lebt.
Die Innenstadt von Basel leidet unter Frequenzproblemen. Das widerspiegelt sich bei den Mietzinsen. Laut Zahlen von SPG Intercity hat sich der genormte Quadratmeterpreis an der Freien Strasse in den letzten zehn Jahren auf 1500 Franken halbiert.
Leerstände häufen sich und sind nur deshalb nicht dauerhaft, weil die Mieten gesenkt werden. Während früher happige Schlüsselgelder bezahlt wurden, um einen Mietvertrag zu ergattern, bieten heute Geschäftsinhaber demjenigen Geld, der sie von ihrem Vertrag erlöst.
Wie kam es zu diesem dramatischen Zerfall? Basel ist schön und kann von drei Millionen Menschen innert 60 Minuten erreicht werden. Die regionale Konjunktur ist robust, und der Übernachtungstourismus eilt von Rekord zu Rekord. Doch es gibt Entwicklungen, die alles überlagern. Zu nennen sind etwa der Einkaufstourismus und der Trend zum Online-Shopping.
Massnahmen auf lokaler Ebene
Gegen generelle Verhaltensänderungen und den starken Franken können wir auf kantonaler Ebene nichts tun, genauso wenig wie gegen die hohen Agrarpreise und missbräuchliche Schweiz-Zuschläge, die den Kaufkraftabfluss ins Ausland befeuern. Deshalb müssen wir uns auf Massnahmen konzentrieren, die wir lokal beschliessen und umsetzen können.
Einige Strassen wurden schon umgestaltet, nun ist endlich die Freie Strasse dran. Zwar treibt die Bauzeit von drei Jahren manchem Gewerbetreibenden Sorgenfalten auf die Stirn, da Lärm und Staub zu Einbussen führen werden, aber es stimmt optimistisch, dass es gestalterisch vorwärts geht. Nur eine Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität ist konkurrenzfähig.
Auch längere Öffnungszeiten würden etwas bewirken. Solche Bestrebungen waren in Basel bisher chancenlos, obwohl Zürich und Baselland mit liberalen Ladenschlussgesetzen gute Erfahrungen machen. Wehmütig blicken wir zurück auf den früheren Abendverkauf bis 21 Uhr, als die Stadt jeden Donnerstag knallvoll war und auch Besucher mit längerem Reiseweg anzog. Ein echter Abendverkauf, zum Beispiel jeden Freitag bis 22 Uhr, würde Basel guttun! Träumen ist erlaubt.
Bequeme Konsumenten
Zum Convenience-Gedanken, der heute fast alle Konsumentenentscheide begleitet, gehört neben der zeitlichen auch die örtliche Erreichbarkeit. Fussgängerzonen sind attraktiv, sofern sie tatsächlich verkehrsfrei sind und nicht im Minutentakt von Trams und Velorowdys durchquert werden. Besonders wichtig sind ausreichend Parkplätze in vernünftiger Gehdistanz. Welche Distanz vernünftig ist, entscheiden die Kunden und nicht Städteplaner.
Das Parkieren muss zudem erschwinglich sein. Solange Basel für zentrumsnahe oberirdische Parkplätze sogar am Abend, in der Nacht und am Sonntag drei Franken pro Stunde verlangt, werden manche Automobilisten die Stadt meiden.
Während sich viele Unternehmen, Pro Innerstadt, Basel Tourismus und das Standortmarketing viel Mühe geben, Besucher nach Basel zu locken, sind die offizielle Verkehrspolitik und die Polizei damit beschäftigt, autofahrende Besucher zu schikanieren. Ein gutes öffentlichen Verkehrsnetz genügt nicht: Wir müssen auch für andere gängige Verkehrsmittel offen sein, sonst stimmen deren Nutzer mit den Füssen ab.
Wohlstand erhalten
Historisch gesehen, sind Städte bei Verkehrsknotenpunkten entstanden. Der Wohlstand Basels basiert letztlich auf dem Entscheid des Fürstbischofs Heinrich von Thun, eine Rheinbrücke zu bauen. Natürlich können wir jetzt wieder Brücken sperren und den Verkehr an der Kantonsgrenze mit langen Rotphasen behindern. Nur dürfen wir uns dann nicht wundern, dass der Wohlstand schwindet und andere Knotenpunkte zulegen.
Die Konsumenten wünschen sich Preiswürdigkeit, Erlebnisqualität und einen bequemen Zugang zu den Angeboten. Mit attraktiven Preisen punkten wir nicht, solange die Schweiz eine Hochkosteninsel ist. Besondere Sorge tragen müssen wir der Sauberkeit, der Sicherheit, dem Branchenmix, der Produkt- und Servicequalität. All dies nützt aber wenig, solange es Staatsräson ist, Autofahrer zu vergraulen.
Wir alle haben Hausaufgaben zu erledigen. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen von Unternehmern, Verbänden, Politik und Verwaltung wird es gelingen, das Ruder herumzureissen. Sonst überflügeln uns andere Freizeit- und Shoppingdestinationen.
Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt
- Regierung lehnt Stadtbelebungs-Initiative ab
- Innenstadt bekommt zeitgemässe Flaniermeile
- Das langsame Ersticken des Stadtlebens
Dossiers: Stadtentwicklung | Verkehrspolitik
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