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17.03.2020

Gastgewerbe und Tourismus in einer existenziellen Notlage

Ohne sofortige Unterstützungsmassnahmen sieht es düster aus

Der Bundesrat hat die Schliessung von Restaurants, Bars und Clubs im gesamten Land beschlossen. Infolge der Corona-Krise sind das Gastgewerbe und der Tourismus mit einer existenziellen Notlage konfrontiert. Deshalb fordert die Branche wirksame Massnahmen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, weitere Verbesserungen bei der Kurzarbeitsentschädigung und die sofortige Einführung des Härtefall-Fonds.

Der Bundesrat hat gestern seine Massnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie drastisch verschärft und die Schliessung von Restaurants, Bars und Clubs im gesamten Land verordnet. Infolge der Corona-Krise ist im Gastgewerbe und Tourismus die Existenz zahlreicher Betriebe gefährdet. Ohne sofortige Unterstützungsmassnahmen seitens des Bundes und der Kantone wird die Branche nachhaltigen und irreversiblen Schaden erleiden.

Die Branche würdigt ausdrücklich das Engagement des Bundesrates und der Kantonsregierungen zur Eindämmung des Coronavirus sowie die bisher getroffenen Unterstützungsmassnahmen für die Wirtschaft. Sie fordert jedoch die rasche Umsetzung weiterer Unterstützungsmassnahmen, um den totalen Kollaps zu verhindern.

Mutige Schritte zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen

Bereits vor dem Lockdown hatten das Gastgewerbe und die Tourismusbranche massive Umsatzeinbussen zu bewältigen. Gemäss einer Umfrage von GastroSuisse ist der Umsatz im Gastgewerbe in den letzten zwei Wochen durchschnittlich um einen Drittel eingebrochen.

Die Branche hat zwischen dem 28. Februar und 12. März hochgerechnet 382.2 Millionen Franken an Umsatz eingebüsst. In der Hotellerie ist der Rückgang des Umsatzes besonders hoch. Laut einer Umfrage von Hotelleriesuisse werden sich die Umsätze im März fast halbieren (minus 45 Prozent). Die Umsatzeinbussen allein in der Hotellerie werden sich bis Ende März auf bis zu 450 Millionen Franken summieren.

Mit dem Lockdown kommt die Branche nun beinahe zum Stillstand. Die Umsatzeinbussen werden dadurch mehrere Milliarden betragen. Deshalb fordert die Branche den Bundesrat und die Kantone auf, dringendst notwendige Massnahmen zur Überbrückung der Engpässe schnellstmöglich einzuleiten. Darunter fallen proaktive und grosszügige Sistierungen von Amortisationen und Zahlungsaufschübe bei fälligen Steuern und Abgaben, besonders MWST und Gewinnsteuern.

Ausserdem müssen weitere Massnahmen zum Erhalt finanzieller Mittel eingeleitet werden. Die Betriebe sollten Zugang zu zinslosen Darlehen und Direktzahlungen erhalten. Zudem zählen die Tourismusverbände auf die Kulanz der Banken im Umgang mit in Zahlungsnot geratenen gastgewerblichen Unternehmen. Die Kantone werden angehalten, bei ihren Kantonalbanken Amortisationssistierungen und zinslose Überziehungslimiten für die betroffenen Betriebe sicherzustellen.

Schnellere Auszahlung der Kurzarbeitsentschädigung
Die Branche begrüsst die erfolgte Verkürzung der Karenzfrist für die Kurzarbeit. Aufgrund des Lockdowns sind die meisten Betriebe jedoch innert kürzester Zeit nicht mehr in der Lage, die Löhne der Mitarbeitenden auszuzahlen. Deshalb braucht es eine Lockerung der Anspruchsvoraussetzungen und die Möglichkeit von Akontozahlungen von der Kurzarbeitsentschädigung.

Insbesondere sollte die Definition der Anspruchsberechtigten erweitert werden. Gerade das Gastgewerbe ist KMU-geprägt. Deshalb sollen Teilzeitmitarbeitende und auch gastgewerbliche Unternehmer als Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden dürfen. Aufgrund der Liquiditätsengpässe sind zudem die Kurzarbeitsentschädigungen sehr rasch auszuzahlen. Mit Akontozahlungen kann verhindert werden, dass Betriebe in Zahlungsnot geraten.

Sofortige Einführung und höhere Dotierung des Härtefall-Fonds

Der Bundesrat prüft bis zum 1. April, ob besonders betroffene Unternehmen im Sinne einer Härtefallregelung finanziell unterstützt werden sollen. Dafür möchte er bis zu 1 Milliarde Franken aufwenden.

Das Gastgewerbe und der Tourismus befürworten einen Härtefall-Fonds ausdrücklich. Angesichts der zugespitzten Lage ist es jedoch essenziell, dass der Härtefall-Fonds umgehend eingeführt wird. Zudem sind die vorgesehenen Mittel in der Höhe von einer Milliarde Franken nicht ausreichend, um die notwendigen Finanzhilfen zu leisten.

Tourismusverbände stehen geschlossen zusammen

Gemäss Satellitenkonto 2018 erzielt der Tourismus mit Gesamteinnahmen von 47 Milliarden Franken eine direkte Bruttowertschöpfung von über 19 Milliarden Franken – was einem Anteil von 2.9 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen direkten Bruttowertschöpfung der Schweiz entspricht. Die Gastronomie erzielte 2018 einen Ausser-Haus-Konsum von 23 Milliarden Franken.

Folgende Tourismusverbände stehen geschlossen hinter den Forderungen: Hotelleriesuisse, GastroSuisse, Parahotellerie Schweiz, Seilbahnen Schweiz, Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren, Verband öffentlicher Verkehr, Swiss Snowsports, Veband der Schweizer Tourismusmanager, Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen – alle vernetzt beim Schweizer Tourismus-Verband STV.

Interlaken

Die Strassen in Interlaken sind leer. swiss-image.ch / Sebastien Staub


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