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17.02.2022
Tempo 30 generell: Mit Schneckentempo ins Verkehrschaos
Für den Lärmschutz gibt es viel wirkungsvollere Massnahmen
Die rot-grüne Mobilitätsfeindlichkeit hat eine neue Dimension erreicht: Der Basler Grosse Rat hat eine Motion an den Regierungsrat überwiesen, welche ein flächendeckendes Tempo 30-Regime für den gesamten Kanton fordert. Damit würde die bewährte Strassennetzhierarchie ausgehebelt, was zum völligen Verkehrschaos in den Quartieren führen würde. Die Regierung ist dazu aufgerufen, die von ihr erarbeitete Strassennetzhierarchie hartnäckig zu verteidigen.
Die Forderung der angenommenen Motion von Grossrat Raphael Fuhrer (GP) ist so radikal wie unmissverständlich: Innert zwei Jahren soll eine integrale – sprich flächendeckend und rund um die Uhr geltende – Signalisation von Tempo 30 im Siedlungsgebiet des Kantons Basel-Stadt eingeführt werden.
Rot-Grün sowie eine Mehrheit der GLP-Fraktion haben dem Vorstoss im Grossen Rat nach intensiver Diskussion zur Mehrheit verholfen. Der Gewerbeverband Basel-Stadt hat kein Verständnis für diesen gewerbe- wie anwohnerfeindlichen Entscheid.
Ohne Strassennetzhierarchie verlagert sich der Verkehr in die Quartiere
Wie auch das Amt für Mobilität im Rahmen der sogenannten Strassennetzhierarchie festhält, ist ein hierarchisch gegliedertes Strassennetz eminent wichtig, um die Verkehrsabwicklung für den Motorfahrzeugverkehr sicherzustellen. Denn durch die Kanalisierung des Autoverkehrs auf das übergeordnete Strassennetz wird der gebietsfremde Durchgangsverkehr aus den Wohnquartieren ferngehalten. Ohne die Unterscheidung zwischen verkehrsorientierten (Tempo 50) und siedlungsorientierten (Tempo 30) Strassen droht ein Verkehrschaos.
Gewerbedirektor Gabriel Barell bringt es auf den Punkt: «Ein flächendeckendes Tempo 30 führt dazu, dass die Sogwirkung von Hauptverkehrsachsen entfällt – und infolgedessen immer mehr Verkehr – dem Wasser gleich – in die Quartierstrassen drängt.»
In Bezug auf den Lärmschutz zeigt sich, dass der Einbau sogenannter Flüsterbeläge wesentlich effizienter ist als Tempo 30. Diese führen gemäss Bundesamt für Umwelt im Vergleich zu einem normalen Belag im Durchschnitt zu einer Reduktion von etwa 6 Dezibel, also weit mehr als das Doppelte, was von Tempo 30 (anstelle von Tempo 50) erwartet werden kann.
In Anbetracht dessen, dass gemäss des Umweltberichts beider Basel bis zum Jahr 2020 nur gerade 13.3 km lärmmindernde Strassenbeläge verbaut wurden und Basel über eine Strassennetzlänge von 315 Kilometer verfügt, ist das Potential noch enorm hoch, um in Basel effiziente und effektive Lärmminderung vor Ort zu betreiben.
Dasselbe gilt in Bezug auf den Schadstoffausstoss. Denn bei niedrigerem Tempo und höheren Emissionen wird in derselben Zeit weniger Weg zurückgelegt. Verbrennungsmotoren stossen bei 30 km/h aufgrund des ungünstigeren Wirkungsgrads signifikant mehr NOx aus als bei Tempo 50.
Der Gewerbeverband Basel-Stadt ruft den Regierungsrat dazu auf, die – notabene von ihm selbst erarbeitete – baselstädtische Strassennetzhierarchie hartnäckig zu verteidigen und dem Grossen Rat folgerichtig die Nicht-Überweisung der Motion Fuhrer zu beantragen.
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Dossiers: Verbotswahn | Verkehrspolitik
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