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01.06.2022
BAK-Prognose: Vorkrisenniveau wird 2023 wieder erreicht
Schweizer Tourismus trotzt allen Krisen mit Wachstum
Gemäss den Tourismusprognosen, welche BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) erstellt, wird im Sommer 2022 die Nachfrage nach Logiernächten in der Schweiz merklich wachsen (um rund +2.3 Millionen Übernachtungen gegenüber 2021). Dies, obschon die Folgen des Angriffskriegs in der Ukraine die Erholung von der Covid-Krise abbremsen. Im gesamten Tourismusjahr 2022 wird ein Zuwachs von knapp 7.3 Mio. Logiernächten erwartet (+26.1%). Längerfristig wirkende Effekte, wie die restriktive Covid-Politik in China oder die aufgrund struktureller Veränderungen länger wegbleibenden Geschäftsreisenden, führen jedoch dazu, dass das Vorkrisenniveau der Logiernächte erst im Winter 2023/24 erreicht werden kann.
Die rapide Erholung der touristischen Nachfrage, welche sich gegen Ende des Sommers 2021 abzeichnete, wurde über die ersten Wintermonate durch die Virusvariante Omikron abgebremst. Trotzdem entwickelte sich die touristische Nachfrage in der Schweiz gegenüber dem Winter 2020/21 mit einem Wachstum von 52 Prozent sehr gut (+4.9 Millionen Übernachtungen).
Auch konnte die Schweiz im Vergleich zu den Nachbarländern durch weniger restriktive Corona-Massnahmen an zusätzlicher Attraktivität gewinnen. Die stärksten Wachstumsimpulse kamen aus dem Inland und aus Europa, trotzdem konnte im Winter 2021/22 nur 86 Prozent des Vorkrisenniveaus der Logiernächtenachfrage erreicht werden.
Negative globale Effekte
Die aktuellen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs bremsen im Sommer 2022 die Erholung der Logiernächtenachfrage. So ist die Anzahl Gäste aus Russland seit dem Beginn des Kriegs beinahe auf null gesunken. Zudem wurden die schon vor dem Krieg global hohen Inflationstendenzen durch Lieferengpässe und nochmals markant gestiegenen Rohstoffpreisen weiter verschärft, was sich negativ auf das Konsumverhalten auswirkt.
In Kombination mit der allgemein grossen Unsicherheit, in Folge der geopolitischen Spannungen, hat das Konsumentenvertrauen deutlich nachgelassen. Des Weiteren werden diesen Sommer die Wachstumsimpulse aus den Fernmärkten durch hohe Flugpreise, verursacht durch Brennstoff- und Fachkräftemangel, abgeschwächt.
Zusätzlich werden die aufgrund der Zero-Covid-Strategie diesen Sommer weiterhin grösstenteils wegbleibenden Gäste aus China und die zögerliche Erholung des Geschäftstourismus die Entwicklung bremsen.
Auf- und Nachholeffekte überwiegen
Trotz diesen Hindernissen dürfte sich das Total der Logiernächte mit einem Plus von 2.3 Millionen Übernachtungen gegenüber dem Sommer 2021 klar erhöhen (+13%). Der Effekt des allmählichen Wegfallens der meisten Reisebeschränkungen und das damit einhergehende Bedürfnis der Gäste, die verpassten Ferien nachzuholen, ist grösser als die Auswirkungen der neu entstandenen Friktionen. Besonders die bis anhin noch grösstenteils weggebliebenen Gäste aus den Fernmärkten werden mit einem Zuwachs von 2.7 Millionen Übernachtungen (+209%) vermehrt wieder in die Schweiz kommen.
Der grösste Wachstumsschub geht von den USA aus, weitere positive Impulse kommen von den europäischen Gästen (+1.6 Millionen Logiernächte, +36%). Der Löwenanteil dieses Wachstums wird von Gästen aus dem Vereinigten Königreich bei getragen, welche ihre Logiernächte im Sommer 2022 gegenüber 2021 fast vervierfachen werden.
Die wiedergewonnene Möglichkeit international zu reisen wirkt sich hingegen negativ auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage aus: diese sinkt Gegenüber dem hervorragenden Sommer 2021 um rund 2 Millionen Logiernächte (minus 16%). Die erhöhte Tourismusnachfrage der Schweizerinnen und Schweizer wird in den Jahren 2023 und 2024 weiterhin bestehen bleiben, wenn auch im reduzierten Umfang.
International ist in den kommenden Jahren von einer weiter bestehenden, aber abgeschwächten Form der bis anhin beobachteten Erholung zu rechnen. Im Tourismusjahr 2023 wird im Total ein Zuwachs von 3.3 Millionen Logiernächten erwartet (+9.3%).
Die oben bereits erwähnten, längerfristig wirkenden negativen Effekte verhindern jedoch eine zeitnahe Rückkehr zum alten Wachstumspfad. So rechnet BAK Economics damit, dass das Erreichen des Vorkrisenniveaus der Logiernächte erst im Winter 2023/24 eintritt. Nebst der stetigen, allgemeinen Erholung der Nachfrage aus den Fernmärkten führt insbesondere die ab Sommer 2023 erwartete, sukzessive Rückkehr der chinesischen Gäste zum erstmaligen Überschreiten des Niveaus von 2019.
Städtische Gebiete erholen sich weniger schnell
Die städtischen Gebiete waren und sind besonders stark von der Covid-19-Krise betroffen. Die Städte haben klassischerweise einen höheren Anteil an Gästen aus den europäischen Märkten und insbesondere den Fernmärkten. Deren Nachfrage erholt sich teilweise auch über das Jahr 2022 hinaus nur zögerlich.
Zudem ist der während der Krise beinahe ausgebliebene Geschäftstourismus in den Städten besonders gewichtig. BAK Economics rechnet damit, dass rund 15 Prozent des Geschäftstourismus aufgrund struktureller Anpassungen permanent wegfallen wird. Daher ist trotz einer klaren Erholung des Freizeittourismus in urbanen Räumen erst nach 2024 mit einem Erreichen des Vorkrisenniveaus der Logiernächte zu rechnen.
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Dossiers: Konjunktur | Tourismus
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