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14.10.2022
Brauereien unter Druck
Energiekrise belastet die deutsche Brauwirtschaft
Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) hat bei einem Pressegespräch in Berlin über die aktuelle Situation der Brauwirtschaft informiert. Viele Brauereien kämpfen ums Überleben.
Der DBB erklärte, er rechne als Folge der aktuellen Energiekrise mit Betriebsaufgaben und einem weiteren Rückgang der Produktion. Wie Geschäftsführer Holger Eichele sagte, habe sich die Situation für die Braubranche dramatisch zugespitzt.
«Wenn es Bund und Ländern nicht bald gelingt, die Preise für Gas und Strom schnell und wirksam zu begrenzen, werden viele Betriebe im produzierenden Gewerbe den Jahreswechsel nicht mehr erleben», so Eichele.
Die Corona-Pandemie habe in den vergangenen zwei Jahren eine beispiellose Absatzkrise ausgelöst, welche die Branche zwar weitestgehend ohne Marktaustritte überstanden habe, deren finanzielle und strukturelle Folgen viele Brauereien jedoch noch lange nicht überwunden hätten.
«Nach dieser Absatzkrise stemmen sich unsere Betriebe jetzt zusätzlich gegen die Folgen der Energiekrise, deren tatsächliche Dimension sich nur erahnen lässt. 2022 wird eines der schwärzesten Jahre unserer Geschichte, und die Aussichten für 2023 sind leider düster.»
Nach Darstellung des DBB hat sich der Bierabsatz in Deutschland zwar zuletzt überraschend stabilisiert, was aber nicht über das Ausmass der Energiekrise hinwegtäuschen könne, in der immer mehr Betriebe herbe Verluste erwirtschaften.
Nach den überaus schlechten Monaten Juni und Juli habe der Absatz im August 2022 mit annähernd 12 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr zwar stark aufgeholt und lag damit sogar über dem Wert für August 2019.
Auf das bisherige Jahr gesehen, liege der Gesamtbierabsatz aber um 350 Millionen Liter unter den Werten von 2019. Damit habe der deutsche Biermarkt in den letzten drei Jahren das Volumen einer Grossbrauerei eingebüßt. Eine Trendwende sei vorerst nicht erkennbar, so der DBB.
Die beliebteste Biersorte der Deutschen ist mit einem Marktanteil von weiterhin rund 50 Prozent das Pils. Deutlichen Zuwachs verzeichnete in jüngster Zeit das Helle, dessen Absatz nach Branchenschätzungen allein im vergangenen Jahr um 14 Prozent stieg. Mit einem Marktanteil von gut 9 Prozent landet die bisher vor allem im Süden Deutschlands beheimatete Sorte bei den beliebtesten deutschen Bieren heute bereits auf dem zweiten Platz.
Platz 3 im Handel belegen alkoholfreie Biere (7 Prozent), dicht gefolgt von Biermischgetränken auf Platz 4 mit ebenfalls 7 Prozent und Weizen auf Platz 5 mit einem Marktanteil von 6 Prozent.
Alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Deutschlands Brauer sind weltweit führend bei der Herstellung hochwertiger alkoholfreier Biere. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021. «Bald schon wird jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein», so Holger Eichele.
Marktforschungen zeigen ferner, dass regionale Spezialitäten wie Landbiere, Sauerbiere oder Kellerbiere, die zum Teil auf alten oder neu interpretierten Rezepturen beruhen, in der Gunst der Verbraucher steigen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise begrüsste es der DBB als «wichtiges Signal», dass das Bierbrauen als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland auf die entsprechende Unesco-Liste aufgenommen worden ist.
Auf Antrag des Deutschen Brauer-Bundes und weiterer Organisationen sowie auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen Unesco-Kommission hatten die Kultusministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Kanzleramt die Aufnahme der deutschen Braukunst in das bundesweite Verzeichnis beschlossen.
Das Expertenkomitee würdigte das handwerkliche Bierbrauen, da es sich gerade in den letzten Jahren als «sehr wandlungsfähig» erwiesen habe. Auch die hervorragende Vernetzung der deutschen Brauer untereinander, die regionale Verwurzelung des Bierbrauens und die zahlreichen fachlichen Kontakte ins Ausland seien positiv hervorzuheben. Für die Brauer sei diese Würdigung «ein Ansporn, das Handwerk zu bewahren und es weiterzuentwickeln», sagte Eichele.
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Dossiers: Bier | Energie
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