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23.10.2022

Alternative zur Tourismusstrategie der Rigi-Bahnen?

Studie im Auftrag der Petenten von «800'000 Gäste sind genug»

Soll der Tourismus den CO2-Ausstoss deutlich senken, müssen weniger Gäste mit dem Flugzeug reisen. Am Beispiel der Rigi zeigt eine Studie auf, welchen Einfluss Überseetouristen auf die Klimabilanz haben und wie ein Wegfall kompensiert werden könnte. Die Rigi-Bahnen sind skeptisch.

awp/sda. Die aktuelle Strategie der Rigi-Bahnen sei auf Wachstum und Überseemärkte ausgerichtet. Das sei nicht klimaverträglich, heisst es in der Studie der Ostschweizer Fachhochschule, die im Auftrag der Petitionäre «Rigi: 800'000 sind genug!» erarbeitet und von diesen finanziert wurde. Sie rät daher sowohl der Rigi als auch dem Tourismus allgemein zu einem «grundsätzlichen Kurswechsel».

Äusserst klimaschädlich sei die touristische Mobilität, Asien- und Überseegäste würden wegen der Anreise mit dem Flugzeug am meisten zum CO2-Ausstoss beitragen. Gemäss einer Schätzung verursachte der Rigi-Tourismus vor der Pandemie jährlich rund 488'337 Tonnen CO2.

Der Grossteil davon fällt bei der An- und Abreise an, nämlich rund 477'229 Tonnen. Das sei mehr als der gesamten CO2-Emission des jährlichen Personen- und Güterverkehrs in der Stadt Zürich. Vor der Pandemie kamen rund 40 Prozent der rund 1 Million Gäste auf der Rigi aus Übersee.

Obergrenze von 800'000 Gästen

Wollen die Rigi-Bahnen ihre Klimabilanz verbessern, müssten die Überseegäste durch solche aus der Schweiz und den Nachbarländern ersetzt werden, heisst es in der Studie. Die Autoren schlagen zudem vor, die Gästezahl auf jährlich 800'000 Personen zu begrenzen.

Damit die Rigi-Bahnen dennoch auch künftig ein Auskommen haben, müsse der Ertrag pro Gast gesteigert werden. Nötig seien dazu etwa Mehrtagespauschalen. Zu prüfen sei weiter die Aufhebung des Generalabonnements. Stattdessen sollen Einzelbillette verkauft werden.

Dank einer schrittweisen Preiserhöhung könnte der Reiseertrag bei 700'000 Gästen 28.4 Millionen Franken betragen. Das entspricht dem Rekordniveau vor der Pandemie.

Um aber auf diese Strategie umzuschwenken, müsse künftig auf Werbung in den Asien- und Überseemärkten verzichtet werden. Gleichzeitig brauche es neue Angebote bei Gastronomie, Hotellerie und regionalen Produkten. In der Studie werden rund 120 mögliche Projekte und Massnahmen genannt.

«Sehr schwammig»

Die Studie habe viele gute Inputs, sagte Frédéric Füssenich, Chef der Rigi Bahnen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Eine Deckelung der Gästezahl sei aber nicht zielführend. Man strebe zwar eine Qualitätsführerschaft und keine Quantitätsführerschaft an. «Ob dies bedeutet, 700'000 oder 900'000 Gäste auf der Rigi, wird die Zukunft zeigen», sagte Füssenich.

Die Konsequenz der Studie wäre das Ende des interkontinentalen Tourismus. Doch nur Verzicht sei keine Lösung. Die Herausforderung des Klimawandels seien auch mit technischem Fortschritt zu lösen, etwa mit nachhaltigem Treibstoff. Diese Ansätze würden in der Studie aber überhaupt nicht gewürdigt.

Ob die Hochrechnungen zum Reiseertrag realistisch sind, ist laut Füssenich schwierig zu beurteilen, da die Vorschläge dazu «sehr schwammig» seien. Grundsätzlich setzt er ein Fragezeichen hinter höhere Preise und den Verzicht auf das GA-Angebot, mit dem die Rigi Bahnen den nachhaltigen öffentlichen Verkehr fördern würden.

Bild: Rigi-Bahnen AG


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