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15.05.2023

Warum Basel «mediterrane Wochen» braucht

Im Hochsommer sind die Öffnungszeiten zu restriktiv

Was die Aussenöffnungszeiten angeht, hat Basel bisher zum Teil liberale, zum Teil restriktive Regelungen. Im Hochsommer braucht es auch in den Quartieren etwas mehr Toleranz und Fröhlichkeit. Das friedliche Zusammenleben wird darunter nicht leiden.

Der bisherige «Boulevardplan Innenstadt» sieht vor, dass die Terrassen in grossen Teilen des Zentrums bis 23 Uhr abends oder Mitternacht offenhalten dürfen, am Wochenende eine Stunde länger. In der «Steinen» dürfen die Boulevardbeizen sogar bis 1 Uhr, am Wochenende bis 2 Uhr offenhalten. Das ist eine liberale Regelung.

In ruhigeren Teilen der Innenstadt dürfen die Aussenwirtschaften hingegen nur bis 22 oder 23 abends offenhalten, am Freitag und Samstag eine Stunde länger. Diese Zeiten finden auch in den Quartieren Anwendung. Alle Restaurants müssen ihre Terrassen um 22 oder 23 Uhr räumen, am Wochenende um 23 Uhr oder um Mitternacht.

Einzig am Tellplatz läuft ein Versuch mit einer Öffnung bis Mitternacht unter der Woche resp. 1 Uhr am Wochenende. Das geht auf eine Petition zurück, die im Gundeli breit getragen wurde. Ähnliche Bedürfnisse gäbe es in anderen Quartierzentren, z.B. im Geviert Feldberg-Klybeck oder im St. Johann entlang der Elsässerstrasse und am Voltaplatz.

Motion für mediterrane Nächte

An seiner März-Sitzung hat der Grosse Rat eine Motion von Laurin Hoppler (Grüne) überwiesen, die verlangt, dass Terrassenwirtschaften in den Monaten Juni bis September bis Mitternacht offenhalten dürfen, am Wochenende bis 1 Uhr. Die Überweisung erfolgte mit 72 zu sieben Stimmen bei zehn Enthaltungen: Das ist ein starkes Zeichen des Kantonsparlaments!

Im Hochsommer sind Aussenöffnungen bis 22 oder 23 Uhr zu wenig lang. Vor allem in den Monaten Juni bis August ist es abends noch lange hell und warm. Natürlich kann man sich fragen, ob es in den ruhigeren Quartieren am Wochenende eine Öffnung bis 1 Uhr braucht. Doch die Stossrichtung der Motion Hoppler ist richtig!

In unseren Augen geht es darum, den veränderten Lebensgewohnheiten Rechnung zu tragen. Der durchschnittliche Einschlafzeitpunkt der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahrzehnten um fast eine Stunde nach hinten verschoben. Das widerspiegelt sich auch in der allgemeinen Nachtruhe, die von 22 auf 23 verlegt wurde.

Viele Betriebe in Basel haben heute das Problem, um 22 oder 23 Uhr volle Terrassen schliessen zu müssen. Es geht nicht darum, den ganzen Sommer Openair-Partys zu feiern, sondern ein wenig länger «höckeln» zu bleiben.

Wissenschaftlich bestätigt

Eine Studie der Hochschule Luzern im Auftrag der Städtischen Sicherheitsdirektoren kam kürzlich zum Schluss, dass «mediterrane Nächte» resp. entsprechende Pilotversuche der letzten Jahre zu keiner Zunahme von Reklamationen geführt haben.

Der Bericht führt die fast durchwegs positive Bewertung unter anderem auf die Planbarkeit und Transparenz zurück, sowohl für Anwohnende als auch für die Betriebe. Garten- und Terrassenwirtschaften tragen zu einer Durchmischung der Nutzer im öffentlichen Raum bei – und damit zu mehr Sicherheit und Sauberkeit.

Bei Lärmklagen kommt es nach wie vor zu einer Einzelfallbeurteilung gemäss Umweltschutzgesetz und Cercle Bruit. Betriebe, die aufgrund von berechtigten Klagen schon jetzt eingeschränkte Öffnungszeiten haben, dürften auch bei der Einführung von mediterranen Wochen nicht länger offenhalten.

In Baselland werden alle Aussenwirtschaften grundsätzlich bis Mitternacht bewilligt, und zwar nicht nur vier Monate im Jahr. Es gibt nur drei Betriebe, die aufgrund von Lärmverfahren früher zumachen müssen. Und im Unterschied zu Basel-Stadt erfolgen solche Einschränkungen nicht vorsorglich bei der Bewilligungserteilung, sondern nur aufgrund von berechtigten Einsprachen!

Toleranz und Rücksicht gehen Hand in Hand

Anstand und Rechtsprechung legen es nahe, in Wohngebieten Rücksicht zu nehmen. An kühleren Abenden gehen die Gartenwirtschaften sowieso früher zu oder sie sind nur schwach frequentiert, an schwülen Sommerabenden hingegen liegt es im öffentlichen Interesse, dass sich soziales Leben im Freien abspielen kann – so wie das in mediterranen Ländern selbstverständlich ist.

Die Gäste sind in der warmen Jahreszeit kaum mehr bereit, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten – ob diese klimatisiert sind oder nicht. An besonders heissen Tagen ist die Stadt tagsüber leer. Erst im Laufe des Abends füllen sich die Boulevardplätze – nicht selten mit Anwohnern, die der Hitze ihrer Wohnungen entfliehen. Der spätabendliche Umsatz ermöglicht es den Wirten, einen Teil Ihrer Fixkosten zu decken und den Sommer finanziell zu überstehen.

Der Vorschlag von Grossrat Hoppler ist gut. Basel braucht die «mediterranen Wochen»: Sie werden nichts daran ändern, dass das Gastgewerbe – wie seit Jahrhunderten – weiterhin friedlich mit den Anwohnern zusammenleben wird.

Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt

Im Hochsommer ist es oft noch lange warm. Bild: Basel Tourismus


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