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24.05.2024
Alle loben die Berufsbildung – nur zahlen will niemand
Der Bund fördert lieber die Akademisierung
Zu den Hauptursachen des Fachkräftemangels gehört die zunehmende Akademisierung. Wenn es darum geht, als Gegenstück die Berufsbildung konkret zu stärken, tut sich der Bundesrat schwer.
Die Baselbieter SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger schlägt in ihrer Motion «Lehrbetriebe entlasten» Massnahmen vor, um Lehrbetriebe gezielt zu unterstützen und so die Berufsbildung zu fördern. Konkret geht es um Steuerabzüge, die Weiterentwicklung von Lehrbetriebsverbünden sowie regulatorische und administrative Erleichterungen.
Sollberger moniert zurecht, dass alles in Richtung Akademisierung läuft, «sei es in den Köpfen der Eltern, in den Medien und sogar in den HR-Abteilungen der grossen Firmen». Dies manifestiere sich auch bei der Verteilung der öffentlichen Finanzen. «Für einen Gymnasiasten gibt die öffentliche Hand einiges mehr aus als für einen gleichaltrigen Lernenden. Hier werden die Lehrbetriebe und Berufsverbände zur Kasse gebeten», so die Nationalrätin.
«Die finanzielle Ungleichbehandlung widerspricht dem vielgelobten dualen Berufsbildungssystem, welches als wichtige wirtschaftliche Basis dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenwirkt», begründet Sollberger ihren Vorstoss. In der Diskussion um Lehrlings-, Arbeits- und Fachkräftemangel gingen die Lehrbetriebe häufig vergessen.
In der Tat leisten Berufsbildner mit der wertvollen Ausbildung von Fachkräften und der Unterstützung von jungen Leuten eine enorm wichtige Arbeit für die Wirtschaft und letztlich die ganze Gesellschaft. Nur werden gute Lehrbetriebe immer seltener, was auch an den finanziellen und administrativen Anforderungen liegt. Es ist also gewiss eine gute Idee, Lehrbetriebe substanziell zu entlasten.
In ihren Sonntagsreden erzählen viele Politikerinnen und Politiker ähnliches. Geht es um die konkrete Umsetzung, tun sich aber viele schwer. So auch der Bundesrat, der die Motion zur Ablehnung empfiehlt.
Verschiedene «Kosten-Nutzen-Erhebungen» würden belegen, dass sich die berufliche Grundbildung für die Betriebe lohne. Im Schnitt betrage der «Nettonutzen» gut 3000 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Zu solchen Ergebnissen kann man kommen, wenn man den enormen Betreuungsaufwand ausblendet, der die oft so knappen Kaderressourcen bindet.
Der Bundesrat versteckt sich ausserdem hinter einer Studie des Staatssekretariats für Bildung, die eine Reihe von Empfehlungen enthält. Der Bund setze sich mit den Kantonen und den Verbänden bereits dafür ein, dass Unternehmen optimale Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Lernenden vorfänden. So würden die Bildungspläne die Perspektive der Betriebe berücksichtigen.
Allein in den vergangenen fünf Jahren seien Lehrbetriebsverbünde mit insgesamt 1.3 Millionen Franken unterstützt worden. Im Übrigen verweist der Bundesrat auf «Branchenfonds», die er in dreissig Fällen sogar für allgemeinverbindlich erklärt habe, wodurch auch Nicht-Verbandsmitglieder verpflichtet würden, sich an den Kosten der Ausbildung innerhalb ihrer Branche zu beteiligen.
Von einem Steuerabzug oder einer finanziellen Entschädigung für Lehrbetriebe will der Bundesrat nichts wissen. Wissenschaftliche Untersuchungen und Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, «dass finanzielle Anreize eine bescheidene Wirkung auf die Zahl der Lehrstellen entfalten, jedoch hohe Kosten verursachen.» Zudem bestehe die Gefahr, dass Betriebe, die sich neu zu einer Ausbildung bewegen liessen, Lernende als billige Arbeitskräfte einsetzen würden, so dass die Qualität der Ausbildung nicht gewährleistet wäre.
Das Fazit des Bundesrats: «Unter Berücksichtigung der dargelegten Erkenntnisse sowie der bereits ergriffenen Massnahmen sehen wir aktuell keinen zusätzlichen staatlichen Handlungsbedarf».
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Dossier: Berufsbildung
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