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11.05.2015

In Fleisch und Blut übergehen

Wie die Gastronomie unseren Sprachgebrauch beeinflusst

Essen nimmt eine zentrale Stellung in unserem Leben ein. Das schlägt sich auch auf unsere Sprache nieder.

"Zu viele Köche verderben den Brei": Ein Problem, das man nicht nur aus der Küche kennt. Denn wenn jeder bei allem "seinen Senf dazugibt", wird es schnell zu viel des Guten. Man könnte sogar sagen: "Da ist Hopfen und Malz verloren." Doch was braucht es, damit wieder "alles in Butter" ist?

Viele Sprichwörter und Redewendungen, die wir im täglichen Sprachgebrauch nutzen, haben ihren Ursprung in der Küche. So "schmieren wir jemandem Honig ums Maul", wenn wir ihm schmeicheln möchten. Diese Aussage stammt davon, dass man früher oft Kleinkindern Honig mit dem Löffel servierte, um sie zu beruhigen. Hin und wieder wurde die süsse Masse auch direkt auf den Schnuller geschmiert.

Einen historischen Ursprung hat auch die Redewendung "seinen Senf dazugeben". Im 17. Jahrhundert galt Senf als kostbar und wurde für seine scharfe Würze geschätzt. Einige Gastgeber nahmen dies zu wörtlich und servierten Senf zu jeder Mahlzeit, damit diese wertvoller wirkte. Da Senf aber nicht zu jedem Essen passt, schätzten viele Gäste die ungefragte Beigabe nicht. Daher wird der Ausdruck "seinen Senf dazugeben" heute auch für Personen ¬genutzt, die ungefragt zu allem ihre Meinung äussern – und damit anecken.

Der Schweizer Schriftsteller und Dialektologe Christian Schmid hat sich gründlich mit Redensarten auseinandergesetzt und dazu das Buch "Blas mer i d Schue" verfasst. Er ist überzeugt, dass die Gastronomie einen sehr starken Einfluss auf unseren Sprachgebrauch hat. "Heute benutzen wir viele Wörter, die aus der Küche stammen, in übertragener Bedeutung – zum Beispiel 'aufschneiden' oder den Ausdruck 'ich bin gerührt'", erklärt Schmid.

Es sei schwierig zu eruieren, wann genau die Küche ihren Weg in unsere Sprache fand. Da jede Redewendung ihre eigene Geschichte habe, müsse man jede einzeln untersuchen. "Nehmen wir den Spruch 'die Suppe versalzen' – dieser Ausdruck stammt aus der frühen Neuzeit, wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert", schätzt Schmid.

Ähnlich wie im Deutschen existieren auch in anderen Sprachen Redewendungen, die von der Gastronomie inspiriert wurden. So kennt man in Frankreich den Ausdruck "tomber dans les pommes cuites", was wörtlich übersetzt "in die gekochten Äpfel fallen" und im übertragenen Sinn "ohnmächtig werden" bedeutet. Im Rumänischen sagt man "a fi murat in varza acra" (in saurem Kohl eingelegt sein), wenn jemand einen heftigen Schlag erlitten hat.

Der Einfluss der Gastronomie auf ¬unsere Sprache dient in Göttingen als Thema für eine Stadtführung: Während anderthalb Stunden entdecken die Gäste die Altstadt und lernen nicht nur Wissenswertes über die Geschichte Göttingens, sondern auch über die Herkunft vieler Redensarten. Es wird ihnen sozusagen "reiner Wein eingeschenkt".

Ein ähnliches Projekt findet in St. Gallen unter dem Namen "Speisen wie zu Gallus' Zeiten" statt. Hier kommen die Gäste in den Genuss einer Stadtführung, bei der sie Zutaten aus dem Mittelalter kennenlernen und passende Menüs in teilnehmenden Restaurants verkosten.

Was bei kulinarischen Sprichwörtern in die Nase sticht, ist die Häufigkeit von Negativem. Redensarten wie "den Braten riechen", "die Rechnung ohne den Wirt machen", "die Suppe auslöffeln müssen" und "eine beleidigte Leberwurst sein" umschreiben alle ein unangenehmes Erlebnis.

Das letzte Sprichwort stammt übrigens davon, dass die Leber im Mittelalter als Organ galt, das für Reaktionen zuständig war. Man ging davon aus, dass Gefühle wie Trauer, Liebe oder Wut in der Leber entstanden. Wenn jemand sich gekränkt fühlte, hatte man folglich seine Leber beleidigt. Die Wurst wurde erst später der Redewendung zugefügt. Aus dem Grund, weil ein Metzger einmal seine Leberwürste so lange im Kochtopf brodeln liess, bis diese "beleidigt" platzten.

Apropos Mittelalter: Viele Redewendungen sind zu dieser Zeit entstanden, etwa der Ausdruck "in Teufels Küche kommen". Damals wurde die Küche von den Klosterköchen geprägt, weshalb einige Ausdrücke auch eine religiöse Nuance haben. Viele Wörter, die in der Küchensprache verwendet werden, haben zudem einen lateinischen Ursprung. So stammt etwa das Wort "kochen" vom lateinischen "coquere" ab.

Und wer jetzt ein Haar in der Suppe gefunden hat, sei zum einen davor gewarnt, sich die Finger zu verbrennen und das Fass zum Überlaufen zu bringen, und möge zum anderen bedenken, dass nichts so heiss gegessen wird, wie es gekocht wurde – schliesslich müssen wir alle einmal den Löffel abgeben.

Cristina Bürgi / GastroJournal


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