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15.12.2024
Was wir gegen den Arbeitskräftemangel tun können
Unternehmen, Verbände und Politik: Alle sind gefordert!
Zwar ist die akute Phase des Mitarbeitermangels kurz nach der Corona-Pandemie vorbei, doch es ist nach wie vor schwierig, Arbeitskräfte zu gewinnen. Es gibt Lichtblicke am Horizont, aber auch ganz dunkle Schatten.
Die Lehrlingszahlen bei den meisten Berufen zeigen erfreulicherweise nach oben. Dieser Mini-Aufschwung auf tiefem Niveau wird allerdings bei weitem nicht genügen, die demographischen Veränderungen abzufedern: Es gibt immer mehr Rentner und gleichzeitig weniger junge Leute, die in den Arbeitsmarkt drängen.
Leistung muss belohnt werden
Die Politik muss für die richtigen Anreize sorgen. Es braucht ein Steuersystem, dass diejenigen belohnt, die viel arbeiten. Heute ist es umgekehrt: Manche Leute arbeiten auch deshalb Teilzeit, weil sie sonst in eine höhere Progression geraten. Um Rentner im Arbeitsmarkt zu halten, könnte man den AHV-Freibetrag erhöhen. Zudem ist die soziale Hängematte, in der es sich manche gemütlich eingerichtet haben, etwas durchzuschütteln.
Helfen würde auch eine liberale Drittstaaten-Regelung. Ausserhalb der EU und EFTA liessen sich qualifizierte und arbeitswillige Leute finden. Natürlich muss sichergestellt sein, dass die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und nicht in den Sozialstaat erfolgt. Genau daran krankt das jetzige System mit der Personenfreizügigkeit, was in grossen Teilen der Bevölkerung für Unmut sorgt.
Ein weiteres Problem ist die Aufblähung des öffentlichen Sektors: Bund, Kantone, Gemeinden und staatsnahe Betriebe nehmen der Privatwirtschaft viele Arbeitskräfte weg. Mit übertrieben guten Anstellungsbedingungen setzt man die Privatwirtschaft unter zusätzlichen Druck.
Bildungslandschaft wieder in Ordnung bringen
Anzusetzen ist auch im Bildungssystem: Die Qualität an den Volksschulen hat durch eine ausgebaute Bürokratie und zu viele Reformen gelitten. Gleichzeitig werden zu viele Schulabgänger in eine gymnasiale Laufbahn gezwängt. Am Schluss studieren sie dann an den Universitäten oftmals Fächer, die von der Wirtschaft kaum nachgefragt werden. Die Berufsbildung böte vielen jungen Leuten bessere Chancen, zumal das System nach oben durchlässig ist.
Gefragt sind auch die Verbände: Die Berufsbilder sind grösstenteils veraltet und müssen reformiert werden. Im Gastgewerbe geht es durchaus vorwärts, doch im Zusammenspiel zwischen den Organisationen der Arbeitswelt und den Bundesbehörden mahlen die Mühlen langsam.
Wir brauchen eine höhere Produktivität
Die Unternehmen können sich eine solche Langsamkeit nicht leisten: Sie müssen hier und jetzt Lösungen finden, um bestehende Mitarbeitende zu halten und Personallücken zu schliessen. Dem einfachsten Ansatz, nämlich einer besseren Entlöhnung oder zusätzlicher Freizeit, sind durch die Produktivität und die Zahlungsbereitschaft der Gäste enge Grenzen gesetzt.
Umso entscheidender sind ein gutes Betriebsklima und eine sinnstiftende Arbeit. Kommen noch Benefits wie Gratis-Schulungen, Rabatte bei Partnerbetrieben, schöne Personalzimmer und eine gute Verpflegung dazu, ist man auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig.
Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sowie neue, weniger personalintensive Konzepte und die Einschränkung von Öffnungszeiten sind auch als Reaktion auf den Arbeitskräftemangel zu verstehen. Neue Betriebe sind vor allem in den Städten oftmals hochspezialisiert: Sie bieten nur noch ein sehr beschränktes Angebot, z.B. Pizza, Pasta, Chicken, Sushi, Sandwiches oder Donuts.
Stark standardisierte Konzepte erlauben kleinere und günstigere Küchen und rückwärtige Räume sowie die Beschäftigung von angelerntem Personal. Die Jobs sind für Quereinsteiger oder Geringqualifizierte schnell beherrschbar, weil die Abläufe klar und immer gleich sind.
Manche Individualgastronomen begegnen dem Arbeitskräftemangel, indem sie vermehrt auf Leute aus der Familie setzen. Demgegenüber können grosse Unternehmen flexiblere Einsätze anbieten und besser auf Ferien- und Freitageswünsche eingehen. Das macht sie für Studenten und andere Teilzeitjobber attraktiv.
Neue Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche können für einzelne Betriebe eine Lösung sein, setzen sich aber nicht in der Breite durch, auch weil die einzelnen Arbeitstage sehr streng werden und die Wirtschaftlichkeit leidet. Klar ist aber, dass unregelmässige Einsatzzeiten, vor allem auch die Sonntagsarbeit und Schichten mit Zimmerstunde, auf dem Arbeitsmarkt einen Nachteil bedeuten.
Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt
- Widersprüche auf dem Arbeitsmarkt: Mehr Ansprüche, weniger Leistung
- Fachkräftemangel: Betriebsklima ist wichtiger als der Lohn
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Dossier: Rekrutierung
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