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28.03.2003
Umweltschutz ist nur ein Lippenbekenntnis!
Grossverteiler fördern Wegwerfgesellschaft
Die Getränkehersteller missbrauchen fast jede Preisrunde, um die Gastro-Gebinde relativ zu verteuern. So hat auch Coca Cola bei seinem jüngsten Aufschlag die Literflasche um 5 Rappen, die 1.5 Liter PET-Flasche aber lediglich um 3 Rappen verteuert. Auf Verlangen von Coop wurde nun sogar eine "Schrumpfpackung" geschaffen. Es handelt sich dabei um plastikverschweisste Sixpacks mit Einwegflaschen. Seltsamerweise kosten solche Flaschen 2 Rappen weniger als die gleich grosse Mehrweg-Variante... wobei dies der Listenpreis der Getränkehändler und sicherlich nicht der Einkaufspreis von Coop ist!
Bekanntlich werden die Grossverteiler mit massiven Listungsgebühren und Werbebeiträgen sowie mit regelmässigen Aktionen zusätzlich bevorzugt. Oder kann sich jemand daran erinnern, dass es für die für uns so wichtige 33cl-Flasche jemals Preisaktionen gab? Aufschlussreich ist übrigens die Begründung für die aktuelle Preiserhöhung: Hohe Investitionen in die neue Einweg-PET-Abfüllung und die höheren Materialkosten für Einweg-PET dienen als Argumente dafür, dass die Mehrweg-Gebinde aufschlagen!
Man darf ruhig davon ausgehen, dass Coop im Einkauf für die neue 1.5 Liter Einwegflasche netto weniger bezahlt als ein Wirt für die Mehrweg-Literflasche mit 33% weniger Inhalt! Die 5dl-Einwegflaschen, welche vor allem an Tankstellen, in Supermärkten und Freizeitcentern zum Sofortverzehr verkauft werden, sind gegenüber der 33cl-Mehrweg-Glasflasche preislich ebenfalls im Vorteil. Selbst im Getränkehandel - und Firmen wie Coop kaufen natürlich deutlich billiger ein - kostet ein 5dl-Wegwerf-Fläschchen mit CHF 1.19 nur 18 Rappen mehr als unsere umweltfreundliche 33cl-Einheit.
Die meisten Produzenten und die grossen Detailhändler bevorzugen eindeutig die Einweg-Varianten 5dl und 1.5 Liter. Coop und Migros geben sich zwar mit teuren Image-Kampagnen einen grünen Bio-Anstrich, fördern aber gleichzeitig unsere Wegwerfgesellschaft. Wieso bietet Coca Cola die 1.5 Liter-Flasche das neue Vanille-Cola nur in der ökologisch bedenklichen Schrumpfpackung an? Weil der Handel dies so will!
Das Gastgewerbe benutzt vorwiegend umweltfreundliche Mehrweg-Gebinde. Wir rezyklieren unsere Flaschen in Harassen und führen sie so wieder den Herstellern zu. Dafür werden wir mit höheren Preisen "belohnt". Das ist nicht in Ordnung! Und es führt leider oft zur grotesken Situation, dass die Hausfrau im Supermarkt eine Flasche Bier oder Mineral billiger einkauft als der Wirt mit seinen Grossbestellungen.
Bei allen anderen Artikeln (z.B. Papierwaren, Reinigungsmittel, Fleisch, Brot) ist dies genau umgekehrt. Aufgrund unseres Einkaufsvolumens erhalten wir wesentlich bessere Preise als der Endkonsument im Laden: So liefern uns die Metzger ein Entrecôte ebenfalls gegen Rechnung ins Haus und dennoch zahlt eine Privatperson im Laden wesentlich mehr. Irgendwie logisch: Wenn ich nur zwei Stück à 180g einkaufe, bezahle ich halt mehr als wie wenn ich jede Woche zehn Kilogramm bestelle.
Nur bei den Getränken läuft es umgekehrt! Aus Zeiten des Bierkartells sind für das Gastgewerbe immer noch hohe Einkaufspreise übrig geblieben. Die Brauereien (auch als grosse Abfüller und Verteiler von alkoholfreien Getränken) haben damals alles unternommen, um die Preise hoch zu halten. Eine Bemerkung am Rande: Wenn ein deutsches Dosenbier in einem spanischen Supermarkt für umgerechnet 32 Rappen pro 5dl (inklusive 19% Mwst) verkauft werden kann, wieso kostet dann unser Offenbier im Container weit über 2 Franken pro Liter?
Mehrweggebinde werden benachteiligt statt im Sinne des Umweltschutzes gefördert! Gebindegrössen für den Detailhandel werden tendenziell immer billiger im Vergleich zu den gastronomierelevanten Gebinden. Die Politik der Grosskonzerne ist scheinheilig. Unsere Wegwerfgesellschaft wird gefördert und umweltgerechtes Verhalten wird bestraft. Unsere Branche ist gefordert!
Wir werden von den Getränkeherstellern benachteiligt. Sie tun dies zwar nicht unbedingt böswillig, sondern weil die Nachfragemacht der Grossverteiler sie dazu zwingt. Wir alle zusammen sind aber ebenfalls ein wichtiger Player im Markt, deshalb dürfen wir uns die immer weiter fortschreitende Diskriminierung nicht mehr gefallen lassen!
Dass es durchaus möglich ist, die Produzenten auf den richtigen Weg zu bringen, haben wir schon verschiedentlich bewiesen. Im Herbst 1997 haben Interventionen von GastroSuisse (angeregt durch den Wirteverband Basel-Stadt) dazu geführt, dass Coca Cola von einer massiven Verteuerung der 3dl-Flasche um 7% Abstand nahm (gleichzeitig hätte die 1.5 Liter-Flasche "nur" um 2% erhöht werden sollen). Im gleichen Jahr konnte unser Dachverband auch Heineken in die Schranken weisen.
Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist unser Kampf gegen die einseitige Preiserhöhung von Rivella. Die Rothrister Getränkefirma wollte bekanntlich den Preis der 33cl-Fläschchen und der Literflaschen um rund 4% erhöhen. Gleichzeitig wurden aber die Preise von 5dl- und 1.5 Liter-Gebinden belassen. Der Wirteverband Basel-Stadt hat mit Unterstützung von GastroSuisse gegen diese Diskriminierung erfolgreich protestiert. Wahrscheinlich ist es sogar dieser Auseinandersetzung zu verdanken, dass andere Hersteller in der aktuellen Preisrunde das 33cl-Fläschchen unangetastet lassen.
Dossiers: Erfrischungsgetränke | Kartelle | Nachhaltigkeit | Preisbildung
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