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01.12.2009
Tourismus bringt München Milliardenumsätze
Kultur als Leitthema des Marketings
Für München hat die touristische Nachfrage eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Der touristisch bedingte Umsatz liegt bei rund sechseinhalb Milliarden Euro pro Jahr. Die Isarmetropole setzt beim Marketing stark auf das Leitthema Kultur. Im kommenden Jahr soll zum ersten Mal die Zehn-Millionen-Grenze bei den Logiernächten überschritten werden.
Nach Untersuchungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München und Berechnungen des Tourismusamts liegt der touristisch bedingte Umsatz der bayerischen Landeshauptstadt bei 6.4 Milliarden Euro pro Jahr. Dabei geben die in gewerblichen Betrieben übernachtenden Gäste durchschnittlich 190 Euro je Aufenthaltstag aus, Tagesbesucher sowie Gäste, die bei Bekannten und Verwandten übernachten, rund 43 Euro pro Tag.
Welch grosse Bedeutung der Tourismus in München hat, zeigt auch der Intensitätsindex (Zahl der Logiernächte pro 100 Einwohner). Mit 730 führt die bayerische Landeshauptstadt die Tabelle vor Berlin (520) und Hamburg (440) an.
Kultur als Reisemotiv
Seit 1986 spielen Kunst und Kultur eine dominante Rolle in den werblichen Aussagen des Tourismusamts, das mit Themen wie die "Museumsmetropole", "Musikmetropole" und "Schlösserstadt München" zu punkten versucht. "In Kooperationen und Arbeitskreisen mit den Kulturinstitutionen entwickeln wir gemeinsame PR- und Marketingaktionen", sagt Dr. Gabriele Weishäupl, Tourismusdirektorin von München.
Das Tourismusamt stellt kulturelle Themen nicht ohne Grund ins Zentrum seiner Aktivitäten: Für 60 Prozent der in gewerblichen Betrieben übernachtenden Gäste ist "Kunst & Kultur erleben" ein Hauptmotiv für die Reise nach München. Das zeigen unter anderem Untersuchungen des Qualitätsmonitors Deutschland-Tourismus 2007/2008.
Über 90 Prozent der übernachtenden Gäste in gewerblichen Betrieben (rund 4 Millionen) und etwa 59 Prozent der Tagesgäste (rund 55 Millionen) suchen sich bei ihrem Besuch eine Aktivität aus dem kulturellen Spektrum aus. Während ihres Aufenthalts geben sie insgesamt rund 500 Millionen Euro für ihre kulturellen Aktivitäten aus. Die Münchner Museen und Schlösser, Oper, Orchester und Theater tragen also nicht nur intensiv zum internationalen Ruf der Kunst- und Kulturmetropole bei, sondern generieren eigene Tourismusströme.
Auch 2009 sorgten hochkarätige Ausstellungen für eine rege Frequenz kunstinteressierter Gäste. Allein die Kandinsky-Retrospektive "Absolut Abstrakt" lockte insgesamt rund 300'000 Besucher an. Weitere Highlights waren Ausstellungen wie "Tutanchamun", "Haarlems Meister der Goldenen Zeit", "Die Wittelsbacher" und "Das Reich der Mitte – 400 Jahre China und Bayern".
Drei Grossereignisse werden das touristische Jahr 2010 in München prägen. Aus dem traditionellen Bereich das 200-Jahr-Jubiläum des Oktoberfests und aus dem spirituellen Bereich der Ökumenische Kirchentag (mit 100'000 Dauerteilnehmern) und die Passionsspiele in Oberammergau. Letztere beleben den Tourismus in München erfahrungsgemäss stark. "Darüber hinaus werden auch im kommenden Jahr Ausstellungen eine zentrale Rolle spielen", führt Dr. Weishäupl aus. Als Beispiele nennt sie "Maharaja" in der Kunsthalle der Hypostiftung und "Neo Rauch" in der Pinakothek der Moderne.
Schwerpunkte 2010
Den Marketing-Schwerpunkt wird das Tourismusamt wie bereits seit einigen Jahren auf den deutschsprachigen Raum legen. Rund 60 Prozent der Gesamtübernachtungen sind auf die Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz zurückzuführen. Das ausserordentliche Wachstum in diesem Bereich lässt sich durch den Reise-Trend "kurz, nah, weg" begründen.
Darüber hinaus werden weiterhin andere Top-Märkte beworben, die den Hauptanteil am Tourismusaufkommen aus dem Ausland bilden – trotz der durch die Wirtschaftskrise bedingten Zurückhaltung in den Märkten wie USA oder Großbritannien. Das Tourismusamt unterhält neun eigene Repräsentanzen in Asien und Amerika (Chicago, Sao Paulo, Peking, Hongkong, Singapur, Neu Delhi, Dubai, Seoul und Bangkok).
Ein Ziel ist es, die Nebensaison (von November bis März) stärken. Das Tourismusamt wird zudem in Kooperation mit verschiedenen Landesbahnen umweltfreundliche Anreisen bewerben. Darüber hinaus soll der Anteil der Gäste unter 30 gefördert werden. Dazu wurde unter anderem ein Prospekt für Klassenreisen entwickelt.
Starker Inland-Tourismus
Trotz der Konsumzurückhaltung der Gäste aus den Auslandsmärkten zeichnet sich für das Tourismusjahr 2009 ein erfreuliches Ergebnis ab. Die Gästezahlen liegen über dem Niveau des Rekordjahres 2008. München schreibt mit 3.7 Millionen Ankünften in den ersten neun Monaten ein Plus von 1.1 Prozent. Bei den Übernachtungen im gleichen Zeitraum wurde ein leichtes Minus von 0.8 Prozent auf 7.4 Millionen registriert. Im kommenden Jahr soll erstmals die Zehn-Millionen-Grenze bei den Logiernächten geknackt werden.
Als Motor erweist sich der Inland-Tourismus. Von Januar bis Ende September 2009 kamen 2.1 Millionen Gäste aus Deutschland (+4.7 Prozent) nach München und verbrachten 4.1 Millionen Nächte in gewerblichen Übernachtungsbetrieben (+3.8 Prozent). Bei den Gästezahlen aus dem Ausland wurde ein Rückgang um 3.2 Prozent auf 1.6 Millionen registriert. Die Übernachtungen in diesem Sektor gingen um 6 Prozent auf 3.3 Millionen zurück.
Insgesamt liegt der Anteil der ausländischen Gäste an den Gesamtübernachtungen bei 45 Prozent. Unverändert sind die USA Auslandsmarkt Nummer eins. Seit Juli 2009 werden aus diesem Markt wieder Zuwächse registriert. Münchens zweitstärkster Auslandsmarkt Italien entwickelte sich positiv mit einem Plus von 1.8 Prozent bei den Übernachtungen (379'000). Grosse Zurückhaltung kennzeichnete das Reiseverhalten der Gäste aus Grossbritannien, wie die Rückgänge 17 Prozent bei den Übernachtungen zeigen (241'000). Zuwächse wurden in den deutschsprachigen Märkten Schweiz (209'000 Übernachtungen/+3.4%) und Österreich (171'000/+3.2%) registriert.
Bei den Übernachtungen (225'000) liegen die Golfstaaten noch vor der Schweiz, obwohl sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste aus den arabischen Golfstaaten innert Jahresfrist von 4.5 auf 3.5 Nächte verkürzt hat. Die Ankünfte stiegen um 16.6 Prozent, die Übernachtungen wiesen ein Minus von 9.4 Prozent auf. Auf Grund des frühen Ramadans, zu dem die Gäste aus den Golfstaaten in ihre Heimatländer zurückkehren, war der wichtige Monat August weit weniger stark gebucht als in den Vorjahren. Neben Paris und London ist München die wichtigste europäische Destination für die Besucher aus den Golfstaaten.
Die grössten Zuwächse bei den Übernachtungen zeigten Malta (2000/+40.3%), Indien (31'000/+26.2%), Bulgarien (8000/+22.2%), Luxemburg (20'000/+20.6%) und Polen (36'000/+17.5%).
Dossiers: Marketing | Tourismus | Wertschöpfung
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