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19.03.2010
Stille Revolution in der Reisebranche
Tiefgreifende Veränderungen der Gewohnheiten
Laut einer umfangreichen Studie, die von der Kommunikationsagentur Euro RSCG Worldwide durchgeführt wurde, stellen sich bei Reisegewohnheiten umwälzende Veränderungen ein. Die Ergebnisse der Studie wurden unter dem Titel "Die Zukunft des Reisens: Das neue Vokabular von Reisen und Tourismus" im Magazin "Know" veröffentlicht.
Im Rahmen der Studie wurden 2357 Erwachsene in den USA, Frankreich und im Vereinigten Königreich befragt. Anhand der Ergebnisse zeigt Euro RSCG auf, wie Veränderungen im Verbraucherbewusstsein neue Reisegewohnheiten schaffen, denen eine neue Reisebranche Rechnung trägt.
"Jahrelang war für die meisten Leute der Sinn des Reisens, Geld zu verprassen und sich einer Genussucht hinzugeben, bei der sie eine Weile der Realität entkommen und einen Riesenspass haben konnten", erläuterte Marian Salzman von Euro RSCG. "Nun geht es uns mehr darum, unsere Reisen sinnvoller und im Einklang mit unseren persönlichen Werten und Zielsetzungen zu gestalten. Die Wertvorstellungen und Erwartungen bei der Reisegestaltung werden neu überdacht, da Millionen von Menschen einen positiven Einfluss auf die Welt als Ganzes ausüben wollen", so Salzman.
Konsumenten mit globaler Geisteshaltung
Die Studie richtet ein besonderes Augenmerk auf das Segment der Teilnehmer, die sich als sogenannte Prosumer, also professionelle Konsumenten, bezeichnen. Verbraucher, die zu dieser besonders einflussreichen Gruppe gehören, sehen sich als Weltbürger an und legen Wert auf bedachtsamen Konsum, bei dem Rücksicht genommen wird auf die Umwelt und auf lokale Gemeinden. Für Prosumer geht es beim Reisen um viel mehr, als nur um von A nach B und wieder zurück zu kommen.
Laut der Studie sehen sich 66% als "Weltbürger" an. Dies legt eine globale Geisteshaltung und Attitüde nahe. 73% sind der Meinung, dass eine Person, die viel verreist, dadurch interessanter wird. 59% behaupten, dass die Reisegewohnheiten und Reiseziele einer Person viel über deren Persönlichkeit aussagen.
Wie im Bericht festgestellt wird, sind die Reiseziele und Reisegewohnheiten von Prosumern im Begriff, sich entscheidend zu ändern. In dem Mass, in dem sich ihre Zielsetzungen für die Urlaubszeit verändern, entstehen auch neue Anforderungen an ihre Markenpartner. Um in dieser zukunftsweisenden Kategorie eine führende Rolle zu einzunehmen, müssen sich Marken ihr Handeln unbedingt nach einigen Leitsätzen richten.
Umweltbewusststein wird vom Randphänomen zum Geschäftsziel
So müssen "grüne" Geschäftstätigkeiten als Norm akzeptiert und übernommen werden. Es müssen Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, die sich an das Bedürfnis von Prosumern nach einem bedachtsameren Lebensstil richten. Und schliesslich müssen Prosumer durch soziale Medien vor, während und nach jeder Reiseerfahrung gezielt angesprochen werden.
Im Bericht New Consumer (2009) stellte Euro RSCG fest, dass es 74% der Prosumer ein gutes Gefühl verschafft, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen. 63% gaben an, den ökologischen und gesellschaftlichen Einflüssen der Produkte, die sie kaufen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Marken aus der Reise- und Gastgewerbebranche richten sich an dieses gestiegene Umweltbewusstsein und bieten z.B. Öko-Unterkünfte, die aus wiederverwerteten und recycelten Materialien gebaut wurden, "100-Meilen-Menüs" die aus regionalen Nahrungsmitteln bestehen, energieeffiziente "Öko-Zimmer" und Prämien für umweltbewusstes Reiseverhalten.
Die Umwälzungen in dieser Marktkategorie werden ausserdem durch ein Umdenken bei den Verbrauchern vorangetrieben, die des exzessiven Konsums und unseres zunehmend künstlichen, isolierten Lebensstils leid sind.
Die Suche nach dem Sinn
Euro RSCG stellt fest, dass Menschen sich nach einem grösseren Sinn in ihrem Leben sehnen. 79% der Prosumer sorgen sich, dass die Gesellschaft zu oberflächlich geworden sei und sich auf Dinge konzentriere, die nicht wirklich wichtig sind. 66 % sorgen sich, dass sich die Menschen zu weit von der Natur entfernt haben und 53% haben Bedenken, dass digitale Kommunikationsmethoden zwischenmenschliche Beziehungen schwächen. 84% sind über diese Entwicklungen so beunruhigt, dass sie sich aktiv anstrengen, sich selbst und ihren Lebensstil zu ändern.
"Neue Reisearten, wie z.B. Kultur- und Bildungstourismus, Geotourismus, Tourismus in Verbindung mit freiwilligen Hilfstätigkeiten und sogenanntes Slow Travel' richten sich an dieses neu entstandene Verlangen nach Mehr", erklärte Claus Lindorff von Euro RSCG. "Die Mentalitätsveränderungen, die hinter diesen neuen Reisearten stecken, gewinnen seit Jahren mehr und mehr an Einfluss.
Durch die sozialen Medien seien sie nun allmählich einem breiteren Markt zugänglich geworden. "Der Normalverbraucher kann jetzt in Echtzeit mit Netzgemeinschaften kommunizieren, die sich mit alternativen Methoden zur Gestaltung von Reisen und vom Lebensstil befassen. Durch diesen Umstand hat die starke Ausrichtung auf soziale Werte bei der Reisegestaltung immer mehr Anhänger gewonnen", so Lindorff weiter.
Soziale Netzwerke bieten Marken ein kreatives Ventil, um mit Prosumern lange vor und nach der Reise in Kontakt zu bleiben. Das Pod Hotel in New York City verzeichnete einen Anstieg um 40% beim Umsatz und der Bettenbelegung nachdem es PodCulture, ein geschlossenes soziales Netzwerk, einführte, in dem Gäste miteinander kommunizieren und im Vorfeld ihres Hotelaufenthaltes untereinander Treffen planen können.
Diese intelligente Nutzung sozialer Medien sorgt für Diskussionsstoff bei unterschiedlichen Marken und zeigt ein enormes Potenzial für neue Dienstangebote auf. Dies ist heutzutage von besonderer Bedeutung, denn Luxus- und Dienstleistungsangebote werden durch Kunden neu definiert, die sich nicht mehr mit künstlich aufgesetztem Lächeln und Retortenantworten abspeisen lassen. Stattdessen möchten Sie mit den echten Menschen hinter der Marke zu tun haben.
Das Verständnis dieser Neuentwicklungen in der Reisebranche und der Trends, die damit in Zusammenhang stehen, wird für jede Marke, die in diesen Raum expandieren will, von entscheidender Bedeutung sein.
Dossiers: Marketing | Nachhaltigkeit | Tourismus
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