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10.02.2017

Messlatte für Veranstaltungen

Neues Werkzeug: Event Performance Index

Veranstaltungen sind oft defizitär, aber touristisch bedeutend. Die Uni Bern und Saanen haben jetzt ein Werkzeug entwickelt, das misst, inwiefern Veranstalter Unterstützung verdienen.

Tourismus ist auch deshalb so schwer zu fassen, weil ein beträchtlicher Teil des Erfolges nicht allein privatem Unternehmergeist zu verdanken ist. Vom Verkehr bis zu Veranstaltungen sind korporatistische, also gemeinsame und öffentlich mitgetragene Angebote unverzichtbar. Manchmal bilden sie, wie beim Verkehr oder der Energie, eine Voraussetzung für privaten Geschäftserfolg. Manchmal sind sie, wie bei vielen kulturellen und sportlichen Grossveranstaltungen, kommerziell schwach, aber stark als Publikumsmagnete und Imageförderer für die Veranstaltungsorte.

Doch ob Humorfestival Arosa, Belle-Epoque-Woche Kandersteg oder Engadin-Skimarathon: Weder lässt sich der Erfolg von korporatistisch organisierten Veranstaltungen im Voraus planen noch ist deren Nutzen genau zu beziffern. Dies führt dazu, dass Veranstalter die unternehmerische Verantwortung breit verteilen und den Schutz der öffentlichen Hand suchen – so hat der Kanton Bern eben sein Tourismusgesetz revidiert, um seine Weltcup-Rennen besser zu stützen.

Gleich Gesetze zu machen, ist allerdings eine Ausnahme: Die Regel sind Gesuche von Veranstaltern um Unterstützung. Eine grundsätzliche Schwierigkeit ist dabei, dass es keine Messlatten gibt, um diese Gesuche sachlich zu beurteilen. Deshalb kommt es zu politischen Entscheiden mit all ihren ideologischen und irrationalen Nebenerscheinungen.

Die Gemeinde Saanen, zu der unter anderem die Stationen Gstaad und Schönried gehören, wollte dem ein Ende machen. Sie beauftragte die Universität Bern, nach Möglichkeit ein Werkzeug zu entwickeln, um den Wert von Veranstaltungen besser beurteilen zu können. Die Forschungsstelle Tourismus um Monika Bandi und Therese Lehmann hat den Auftrag erfüllt und diese Woche den «Event Performance Index» (EPI) vorgestellt.

«Die Gewährung von öffentlichen Unterstützungsbeiträgen an Events oder andere Institutionen führt häufig zu Unstimmigkeiten und Diskussionen über die gerechte Verteilung der Mittel», hält die Forschungsstelle in ihren Schlussfolgerungen fest. Das neue Werkzeug, das wirtschaftliche, touristische, gesellschaftliche und ökologische Aspekte berücksichtigt, erlaube nun transparentere, sachlich differenziertere und damit besser begründbare Subventionsentscheide: «Der EPI vereinfacht den Bewertungsprozess und formalisiert das Vorgehen von der Einreichung des Gesuchformulars bis hin zum Subventionsentscheid auf pragmatische Art und Weise.»

Nachdem mehr oder weniger seriöse Arbeiten zum wirtschaftlichen Nutzen von Veranstaltungen seit Jahrzehnten zum touristischen Rüstzeug gehören, erscheint das neue Werkzeug als sachdienliche Ergänzung. Es hilft den Organisatoren dabei, ihre Veranstaltungen in einem Gesamtzusammenhang zu sehen und allenfalls zu verbessern. Und es hilft der öffentlichen Hand, ihre Position gegenüber Veranstaltungen sachgerechter abzustützen.

Peter Grunder / GastroJournal

Das EPI-Mise-en-place
Das Werkzeug des Event Performance Index (EPI) stellt ein neues Tool zur Bewertung von kulturellen und sportlichen Anlässen dar. Besonders zugeschnitten ist es auf Empfänger von Gesuchen für Unterstützungsbeiträge, also Gemeinden, Destinationen oder Institutionen. Der detaillierte Leitfaden zur Anwendung des Bewertungstools dürfte im kommenden Frühsommer bereitstehen, ist dann bei der Forschungsstelle Tourismus zu beziehen und auch modifizierbar.

Die EPI-Rezeptur
Grundlage des Event Performance Index (EPI) ist einerseits das Gesuch der Veranstalter, andererseits eine computergestützte Vorlage zum EPI. Die sieben Schlüsselkriterien sind: Grösse des Anlasses, wirtschaftliche Bedeutung, touristische Bedeutung und Image, Innovationskraft, Bedeutung der Netzwerkeffekte, Partizipation, sozialer Austausch. Anhand des durch den Anlass erreichten EPI berechnet das Tool direkt einen Vorschlag für den öffentlichen Unterstützungsbeitrag in Schweizer Franken. pg

Open-Air-Oper in Avenches. Bild: swiss-image.ch / Christof Sonderegger


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