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16.07.2021
Die Abhängigkeit vom Geschäftstourismus reduzieren
Perspektiven für die Beherbergungsbranche in den Städten
Ein Impulspapier von Hotelleriesuisse zeigt Perspektiven für die Stadthotellerie und den Geschäftstourismus auf. Die Betriebe müssen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen.
Der Städtetourismus steht vor gewaltigen Herausforderungen: Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau wird wohl noch bis ins Jahr 2023 dauern. Gleichzeitig wird das Zimmerangebot nach wie vor ausgebaut, was den Druck auf die bereits stark gebeutelte Stadthotellerie weiter erhöht.
Auch die Gästebedürfnisse ändern sich, da sich die Geschäftstätigkeiten durch Digitalisierung und Hybridisierung in den letzten 18 Monaten enorm veränderten. Der Geschäftstourismus und das MICE-Segment werden wahrscheinlich nie mehr im gleichen Umfang zurückkehren.
Bisher standen vor allem die Sofortmassnahmen zur Absicherung der Liquidität und das Überleben der Betriebe im Zentrum. Nun geht es darum, Perspektiven zu schaffen und mögliche Wege aus der Krise aufzuzeigen.
Der Branchenverband Hotelleriesuisse ergriff deshalb die Initiative zur Erarbeitung eines Impulspapieres für den Geschäfts- und Städtetourismus. Dazu wurden im Mai 2021 rund dreissig Vertreter aus Hotellerie, Tourismus und Wissenschaft zu einem Gedankenaustausch eingeladen.
Im Rahmen von zwei Workshops wurden Trends und Thesen zur zukünftigen Entwicklung des Städtetourismus diskutiert und daraus Handlungsempfehlungen sowie konkrete Massnahmen abgeleitet, diskutiert und validiert.
Die Erkenntnisse liefern Denkanstösse und zeigen auf, wie sich Betriebe im Städte- und Geschäftstourismus neu positionieren könnten, um der sich ändernden Nachfrage Rechnung zu tragen.
Bleisure (Business in Kombination mit Leisure) bleibt relevant. Das Potenzial in den Städten ist vorhanden, muss aber noch besser genutzt werden. Leisure-Gäste haben höhere Ansprüche an das Hotel und die Destination, tragen aber dazu bei, die einseitige Abhängigkeit vom Geschäftstourismus zu reduzieren und die Auslastung über das Wochenende zu erhöhen.
Das MICE-Geschäft wird sich verändern. Mehr Kreativität im Angebot, aber auch ein höherer Digitalisierungsgrad in den Betrieben ist gefordert.
Das Angebot muss vermehrt auf die Bedürfnisse der Leisure-Gäste ausgerichtet werden. Hotelräumlichkeiten können modular genutzt werden. So können öffentliche Räume beispielsweise durch Shops oder Einrichtung von Coworking-Spaces belebt werden. Auch die Umwandlung von Zimmern zu Longstay-Apartments kann Sinn ergeben.
Die Integration des Hotels ins Stadt- und Quartierleben steigert die Attraktivität für Gäste und Einheimische – so kann auch mehr Laufkundschaft angesprochen werden. Die Erfahrung zeigt, dass Hotels für ein gesundes Ökosystem in einem Quartier systemrelevant sind.
Pauschalangebote im Leisure-Bereich sind in den Städten weniger gefragt. Die Gäste erwarten vor Ort und in der Region ein vielfältiges Angebot, das sie spontan nutzen können. Dieses wollen sie digital suchen und einfach buchen können.
Deshalb sind digitale, destinationsübergreifende Lösungen gefragt. Die Destinationen stehen in der Verantwortung, damit zukünftig entsprechende Angebotsnetzwerke aufgebaut und zur Verfügung gestellt werden können.
Im Sinne der Nachhaltigkeit hat die Schweiz grosses Potenzial, sich als Boutique-MICE-Destination zu positionieren und kleinere, hochwertigere und wertschöpfungsintensivere Events anzusprechen.
Die Coronakrise zeigt, wie schnell sich die Rahmenbedingungen verändern können. Deshalb braucht es eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes oder neue Arbeitsmodelle. Die Krise hat den Fachkräftemangel verstärkt und das Image der Branche hat gelitten. Das Nachwuchsmarketing ist wichtiger denn je.
Die Förderinstrumente des Bundes müssen überdacht werden. In Zukunft müssen sich diese vermehrt auf den Städte- und Geschäftstourismus ausrichten. In diesen Segmenten gibt es viele Chancen, die es nun zu ergreifen gilt. Jeder Betrieb und jede Destination muss aber einen eigenen Weg aus der Krise finden, einen einheitlichen Lösungsansatz gibt es nicht.
- Grenze zwischen Geschäfts- und Freizeittourismus löst sich auf
- Bessere Rahmenbedingungen für MICE-Geschäft gefordert
- Städtischer Tourismus leidet mehr als alpiner Tourismus
Dossiers: Marketing | Tourismus
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