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22.08.2007

Unterschiedliche Wachstumsdynamik in Europa

Noch mehr Potential für Städtereisen…

Die grossen Städte in Europa verzeichnen eine stärkere Auslastung der touristischen Infrastruktur. Der Ausbau von Verkehrsverbindungen und Informationsmöglichkeiten lassen weiteres Wachstum, aber auch einen verschärften Konkurrenzkampf und ökologische Herausforderungen erwarten.

Die Studie "Städtereisen in europäischen Grossstädten" von Dr. Tim Freytag vom Geographischen Institut der Universität Heidelberg zeigt auf, dass der Tourismus in den 473 Grossstädten des Kontinents seit mehreren Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnet. Die untersuchten Städte verzeichnen zusammen fast 500 Millionen Logiernächte innerhalb ihrer Grenzen, wobei Übernachtungen in Aussengemeinden, beispielsweise bei Flughäfen, nicht eingerechnet sind.

Spitzenreiter ist Paris mit 32 Millionen Logiernächten, knapp vor London mit 30 Millionen. Danach folgen mit beträchtlichem Abstand Rom (15 Millionen), Berlin (14 Millionen), Madrid (12 Millionen) und Prag (11 Millionen). In der oberen Liga spielen auch Städte wie Dublin, Amsterdam, München, Wien, Budapest, Mailand, Florenz und Barcelona. Schweizer Städte gehören im internationalen Vergleich zu den kleinen, aber feinen Destinationen. Die europäischen Metropolen konkurrieren mit unterschiedlichem Erfolg. Neben der Erreichbarkeit, zum Beispiel mit Hilfe von Billigfluglinien, spielen die Attraktivität, das Image der einzelnen Standorte und deren tourismusbezogenes Profil eine wichtige Rolle.

Das grösste Wachstum seit 1995 verzeichneten die baltischen Republiken. Ebenfalls überdurchschnittlich wuchsen spanische und britische Städte, mit Ausnahme von London. Hingegen lagen die Steigerungsraten in Griechenland, Italien und Österreich unterhalb des europäischen Durchschnitts von 3% pro Jahr. Bevölkerungsreiche Industriestädte im Ruhrgebiet, in Nordspanien, Nordfrankreich oder Mittelengland, weisen eine geringere Tourismusintensität auf.

Die Verlagerungen der Entwicklungsdynamik lassen Parallelen zur Expansion der Low-Cost-Fluglinien erkennen. Zumindest zum Teil reagieren die Billigflieger aber auch auf eine bereits vorhandene Nachfrage seitens der Reisenden. Gegenwärtig vollzieht sich eine verstärkte Orientierung nach Osteuropa. Künftig werden auch aussereuropäische Destinationen wie die nordafrikanische Mittelmeerküste und die amerikanische Ostküste vermehrt von Billigfliegern bedient werden. Das muss nichts Schlechtes bedeuten, denn eine neue Flugverbindung ergibt grundsätzlich Chancen für beide angebundenen Städte und Regionen.

Alle Anzeichen deuten auf längerfristig anhaltendes Wachstum. Der Ausbau der Verkehrsverbindungen und immer flexiblere Informations- und Buchungsmöglichkeiten verschärfen jedoch den Wettbewerb. Deshalb wird es für die einzelnen Destinationen wichtiger, ein erfolgreiches Marketing zu betreiben und dauerhaft attraktive Angebote zu entwickeln. In stark frequentierten Städten besteht eine besondere Herausforderung darin, die steigenden Besucherzahlen zu bewältigen, ohne dass es für die Besucher und die Bevölkerung zu negativen Begleiterscheinungen kommt. Das erhöhte Mobilitätsaufkommen muss auch ökologisch bewältigt werden: Hier ist gemäss Freytag mit international abgestimmten politischen Massnahmen und ökonomischen Steuerungsinstrumenten zu rechnen.


Hintergründe

In sehr vielen europäischen Grossstädten kam es zu einer merklich stärkeren Auslastung und zum Ausbau der Beherbergungskapazitäten. Diese Entwicklung wird getragen durch ein verändertes Reiseverhalten der Konsumenten, die sich immer öfters für Kurz- und Erlebnisreisen entscheiden. Eine steigende Anzahl von Single-Haushalten und kinderlosen Paaren sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeiten werden von Freytag als ein Hintergrund genannt. Auf der Anbieterseite spielen technologische Innovationen im Bereich der Transport-, Kommunikations- und Buchungsmedien eine Rolle. Viele Städte betreiben einen erheblichen Aufwand, um sich im touristischen Wettbewerb zu behaupten. Innenstädte werden schon seit den 70er-Jahren gezielt saniert und aufgewertet. In letzter Zeit gewinnen Aktivitäten des Stadtmarketings und die Ausrichtung von Grossveranstaltungen zunehmend an Bedeutung für den Städtetourismus.


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