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28.05.2022

Werden Einwegverpackungen in der Gastronomie verboten?

Mehrwegpflicht ist keine «One-size-fits-all»-Lösung

Eine grüne Nationalrätin aus Genf fordert ein Verbot von Einwegverpackungen in der Gastronomie. Das würde die Branche gegenüber dem Detailhandel krass benachteiligen. Die Mehrkosten für die Konsumenten und die Wirtschaft wären hoch. Nicht zuletzt stellen sich Fragen der Lebensmittelsicherheit. Besser wäre es, das Recycling zu optimieren.

Die grüne Nationalrätin Delphine Klopfenstein Broggini fordert in einer Motion, Wegwerfgeschirr in der Take-Away-Gastronomie zu verbieten. Neben Behältnissen aus Plastik sollen auch weniger ressourcenintensiv produzierte Verpackungen aus Karton oder kompostierbare Artikel verboten werden. Wiederverwendbares Geschirr und Besteck müsse in der Take-Away-Gastronomie zur Norm werden, findet die Parlamentarierin aus Genf.

Wettbewerbsnachteil für die Gastronomie

Mehrweggeschirr wird bereits von einigen Betrieben umgesetzt. Es handelt sich aber keineswegs um eine Lösung für alle Gäste und Unternehmen. Je nach Art und Beschaffenheit der Speisen und Getränke muss eine andere Verpackung genutzt werden. Zudem sind Verpackungen, insbesondere bei Imbissbetrieben und in der Systemgastronomie, Teil des akribisch kalkulierten Zubereitungsprozesses.

Eine Mehrwegpflicht würde vielerorts den Umbau der Infrastruktur erfordern. Sehr viele Gäste werden nicht bereit sein, die höheren Kosten für die Nutzung des Mehrweggeschirrs zu bezahlen und den Mehraufwand durch Reinigung und Rückgabe zu leisten.

Die Motion von Nationalrätin Klopfenstein führt zu einem Wettbewerbsnachteil der Gastronomie im Vergleich zum Detailhandel, der ebenfalls zahlreiche Speisen «to go» in Plastik- und anderen Einwegverpackungen anbietet.

Nicht per se ökologischer

Mehrweggeschirr ist nur umweltfreundlicher als Einwegverpackungen, wenn es mehrere Male genutzt wird. Ebenfalls miteinberechnet werden müssen die Ressourcen für die Reinigung und zusätzliche Logistik.

Mehrweg-Systeme mit Depot sind zwar in der Schweiz bekannt. Sie sollten aber weiterhin auf freiwilliger Basis zur Anwendung kommen, damit sich die besten Lösungen am Markt durchsetzen. Eine Pflicht könnte zu überhastet getroffenen und nicht nachhaltigen Entscheidungen führen. Und schliesslich können Einwegverpackungen helfen, Lebensmittelabfälle zu vermeiden.

Hygiene sicherstellen

Das Gastgewerbe hält sich an strenge Hygienevorgaben. Mehrweggeschirr, das von den Konsumenten retourniert wird, müsste auf jeden Fall (erneut) maschinell gereinigt werden, um die hohen Hygienestandards zu gewährleisten.

Bei Geschirr und Verpackungen, das den Gästen gehört, kann ein Take-Away-Betrieb zudem die Lebensmittelsicherheit ab dem Moment, in dem sich die Speisen und Getränke im Behältnis des Gastes befinden, nicht mehr gewährleisten.

Recycling fördern

Während PET in der Schweiz flächendeckend recycelt wird, ist das beim Plastik (noch) nicht der Fall. Die vom Parlament angenommene Motion «Förderung der Kreislaufwirtschaft» von Marcel Dobler (FDP/SG) soll dies ändern.

Weiter gibt es Verbesserungsbedarf bei der Wiederverwertung von Karton. Karton, der für den Transport von Speisen benutzt wurde (z.B. Pizzaschachteln), kann heute nicht recycelt werden, sondern ist dem Hauskehricht zuzuführen.

Anstelle eines für die Konsumenten und Wirtschaft teuren Verbots von Einwegverpackungen wäre es besser, das Recycling auszubauen und zu optimieren.

Nationalrätin Delphine Klopfenstein Broggini (Grüne/GE) fordert ein Verbot von Einweggeschirr in der Gastronomie.


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