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06.06.2023
Die Rückkehr der asiatischen Feriengäste
BAK-Prognose für den Sommertourismus 2023
Gemäss Tourismusprognosen, welche BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) erstellt, wird die Zahl der Übernachtungen in der Schweiz im Sommer 2023 mit 22.5 Millionen wieder das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 übertreffen (+660’000, +3% gegenüber 2022).
Verantwortlich für die positive Entwicklung sind die Auf- und Nachholeffekte bei den Fernmärkten, allen voran bei den asiatischen Gästen und eine trotz erwartetem Rückgang immer noch hohe Inlandsnachfrage. Die hohe Inflation sowie das belastete konjunkturelle Umfeld verhindern ein noch stärkeres Wachstum.
Anhaltendes Wachstum der Logiernächte
Mit 22.5 Millionen Logiernächten wird der Schweizer Tourismus in der Sommersaison 2023 gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent zunehmen (+660’000), da die positiven Impulse aus den Fernmärkten die Rückgänge in Europa und der Schweiz übertreffen. Damit wird in den Sommermonaten erstmals das Niveau von 2019 überschritten (102%).
Auch die Nachfrage in den Städten übertrifft im Sommer 2023 das Vorkrisenniveau, womit sich die in der Krise beobachtete Lücke zu den alpinen und restlichen Gebieten grösstenteils schliesst.
Rückgang der europäischen Nachfrage erwartet
Die bereits im vergangenen Winter beobachteten Hemmnisse dürften auch im kommenden Sommer weiterbestehen und somit die Reiselust dämpfen: Die hohe Inflation verringert weiter die Kaufkraft, der nach wie vor hohe Schweizer Franken führt zu Preisdruck und die konjunkturellen Turbulenzen belasten das Konsumklima. Dies schlägt sich im Sommer 2023 auf die Nachfrage der europäischen Gäste nieder.
Auch die wiedergewonnene Möglichkeit, in Fernmärkte zu reisen, verringert die Attraktivität des Schweizer Tourismus. Gegenüber dem guten Sommer 2022 rechnet BAK Economics daher diesen Sommer mit einer Reduktion von knapp 160’000 europäischen Gästen (minus 3%). Die hohen Flugkosten, welche Fernmarktziele weniger attraktiv machen und die im Vergleich zur Schweiz in Europa spürbar höhere Inflation, welche den Preisdruck abschwächt, verhindern einen noch stärkeren Rückgang.
Positive Impulse kommen im Sommer in Europa einzig aus dem Vereinigten Königreich mit einem kräftigen Plus der Logiernächte (+11% gegenüber 2022).
Impulse aus den Fernmärkten
Bei den Fernmärkten wird davon ausgegangen, dass die wiedergewonnene Reisemöglichkeit, wie schon im vergangenen Winter, auch im Sommer 2023 rege genutzt wird und sich nach wie vor Aufholeffekte bemerkbar machen. Insgesamt wird bei den Fernmärkten gegenüber Sommer 2022 ein Zuwachs der Logiernächte um 37 Prozent (+1.6 Millionen) erwartet.
Besonders hoch sind die Nachholeffekte bei einigen asiatischen Märkten: So dürfte insbesondere die Nachfrage aus Indien (+343’000) und aus den restlichen asiatischen Märkten (+465’000) zulegen. Auch der japanische Markt (+116’000) und der chinesische Markt (+264’000) tragen zum Wachstum der Logiernächte bei. Trotz der Aufhebung der meisten strikten Reisebeschränkungen Anfang des Jahres, lässt die grosse Rückkehr der chinesischen Gäste kurzfristig aus verschiedenen Gründen immer noch auf sich warten.
Auf der Nachfrageseite sind dies die bei chinesischen Bürgern vielmals fehlenden Reisedokumente, die limitierte Anzahl Visa und die Persistenz der Anpassung des Reiseverhaltens der chinesischen Gäste hin zum Binnentourismus.
Auf der Angebotsseite limitieren Kapazitätsengpässe im Verkehr (wie Anzahl Flüge und Kundenkontingente bei den Reiseveranstaltern) oder bei touristischen Anbietern in der Schweiz das Wachstumspotenzial.
Eine Rückkehr der chinesischen Gästefrequenzen auf das Niveau von 2019 wäre in kurzer Frist auf der Angebotsseite gar nicht tragbar. Diese Problematik wird durch den anhaltenden Fachkräftemangel in den touristischen Branchen zusätzlich verstärkt.
Bei den Gästen aus den USA dürfte die in den letzten Monaten beobachtete hohe Reiselust im Sommer nicht merklich abgebremst werden. Gegenüber dem schon guten Sommer 2022 wird hier mit einer Erhöhung der Logiernächte um 142’000 (+9%) gerechnet.
Immer noch hohe Nachfrage aus dem Inland
Die wiedergewonnene Möglichkeit internationaler Reisen wird sich im kommenden Sommer negativ auf die Inlandsnachfrage niederschlagen. Jedoch wurde 2022 festgestellt, dass die Erhöhung der Inlandsnachfrage nicht nur ein temporäres Phänomen war. Deshalb wird gegenüber dem hervorragenden letzten Sommer mit einem zwar spürbaren, aber nicht massiven Rückgang der inländischen Nachfrage gerechnet (-800’000, -7%). Mit gut 11 Millionen Logiernächten liegt der Binnentourismus immer noch über dem Niveau von 2019 (+13%).
Für die kommenden Jahre 2024 bis 2030 geht BAK Economics davon aus, dass die vor der Covid-Krise beobachteten Entwicklungstrends grösstenteils wieder in Kraft treten werden. Es wird zwar aus einigen Ländern noch Aufholeffekte geben, allen voran China, jedoch werden diese die gesamte Entwicklung der Logiernächte nicht mehr in einem so hohen Masse beeinflussen wie noch in den letzten Jahren.
Für die europäischen Märkte wird erwartet, dass sich die vor der Krise beobachteten strukturellen Veränderungen und somit die negative Trendentwicklung auch nach der Krise fortführt. Damit verbunden wird der europäische Markt stetig an Marktanteilen verlieren.
Bei den Fernmärkten wird hingegen genau das Gegenteil erwartet: hier dürfte das dynamische Wachstum aus der Zeit von vor der Covid-19-Krise insbesondere bei den restlichen asiatischen Märkten, Indien und den USA wieder zu einem dynamischen Wachstum führen.
Bei China, aufgrund obgenannter Gründe, und bei Russland, aufgrund der wohl noch länger bestehenden Sanktionen, wird hingegen ein Rückgang der Dynamik gegenüber den Vorkrisenjahren erwartet. Insgesamt dürften die Fernmärkte aber deutlich Marktanteile gewinnen.
BAK Economics geht in Bezug auf die Nachfrage des Schweizer Inlandtourismus davon aus, dass ungefähr 10 Prozent der Niveauverschiebung gegenüber 2019 dauerhaft bestehen bleibt. Von diesem neuen, höheren Niveau aus, dürfte sich der Binnentourismus mit einer zwar etwas langsameren, aber doch ähnlichen Dynamik wie vor der Krise (mit gut einem Prozent pro Jahr) entwickeln.
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Dossiers: Konjunktur | Tourismus
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