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25.09.2023
Berliner Clubs droht die Puste auszugehen
Branchenverband fordert besseren Schutz der Clubkultur
Die Betriebe der Berliner Nachtkultur sorgen sich um ihre Zukunft. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung der «Clubcommission». Das Netzwerk der Clubbetreiber und Veranstalter fordert staatliche Massnahmen.
Steigende Preise, sinkende Besucherzahlen und eine unbeständige Haltung seitens der Politik bedrohen die Zukunft der Berliner Clubkultur. Viele Betreiber äussern ihre Sorgen, ohne weitere Förderungen ihren Betrieb nicht halten zu können.
Die Berliner Clubkultur, weltweit bekannt für ihre Einzigartigkeit, Diversität und Progressivität, steht vor einer existenziellen Bedrohung aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Laut «Clubkultur-Studie» beschäftigten die Berliner Clubs 2019 mehr als 9000 Menschen. Sie sind ein wichtiger Standortfaktor für den Tourismus und die Kreativwirtschaft.
Die Clubs bringen jährlich drei Millionen Touristen in die Stadt und sorgen damit für einen Umsatz von knapp 1.5 Milliarden Euro pro Jahr. Sie sind zudem für viele Berlinerinnen und Berliner sogenannte «Safer Spaces» sowie ein wichtiger Nährboden für kreativen Nachwuchs und eine Austauschplattform für aktive Teilhabe in der Stadtgesellschaft.
Obwohl die Clubs die steigenden Preise nicht gänzlich an das Publikum weitergeben, befinden sich die Clubgänger in einem Balanceakt zwischen der Unterstützung ihrer Lieblingsclubs und den eigenen finanziellen Engpässen.
Auswirkungen der Covid-Pandemie sind immer noch spürbar – dazu kommen Inflation und steigende Preise, die kulturelle Teilhabe zu einem kostspieligen Privileg werden lassen. Gleichzeitig stehen Clubbetreiber vor der Herausforderung, ihren Betrieb ohne öffentliche finanzielle Unterstützung zu erhalten, während sie die gestiegenen Preise nicht ans Publikum weitergeben und gleichzeitig ihr Personal fair bezahlen wollen.
Preissteigerungen sind aktuell die grösste Herausforderung für die Berliner Clubs. Während ein durchschnittlicher Rückgang der Besucherzahlen von rund 20% zu verzeichnen ist, melden 73% der befragten Unternehmen einen erheblichen Umsatzrückgang im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie.
Zusätzlich berichten alarmierende 89% der Befragten von gestiegenen Betriebskosten, die den wirtschaftlichen Druck weiter erhöhen. Langfristige notwendige Investitionen mit Blick auf Klimawandel und gesteigerte Lärmbeschwerden könnten unter diesen Rahmenbedingungen kaum geleistet werden.
Die Clubcommission zeigt sich auf Grund der Zahlen besorgt. Das Netzwerk betrachtet die Situation kritisch und betont die Notwendigkeit, Clubkultur als integralen Bestandteil der Kulturszene anzuerkennen und zu fördern. Der Fokus soll dabei vor allem auf der Entwicklung und dem Erhalt einer vielfältigen Clublandschaft liegen, schreibt die Clubkommission in einer Mitteilung. Es brauche «dringende Massnahmen für den Schutz der Clubkultur».
Der Club «Mensch Meier» hat bereits aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage sein Aus angekündigt und auch die «Re:mise» in Kreuzberg muss ihren Standort zum Jahresende räumen, weil der private Eigentümer andere Pläne für den Ort hat.
Währenddessen bedroht der geplante Ausbau der A100 durch Friedrichshain zahlreiche Clubs und Kulturorte. «Dass die Gentrifizierung nicht nur die Clubkultur, sondern auch bedeutende und lang gewachsene soziale und kulturelle Strukturen im urbanen Raum gefährdet, ist längst ersichtlich», so die Clubkommission.
Mit #ClubsARECulture werden Clubs und Musikspielstätten in einer bundesweiten Aktion Aufmerksamkeit für die brachliegende Novellierung der Baunutzungsverordnung und damit verbundenen Anerkennung von Clubs als Anlagen kultureller Zwecke schaffen.
Dies wird auch im Rahmen des diesjährigen «Tag der Clubkultur» in der Woche vom 3. bis 8. Oktober demonstriert, bei dem sich die von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichneten 40 Clubs und Kollektive als einen wichtigen Teil einer nachhaltigen, vielfältigen und progressiven Gesellschaft präsentieren.
Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission Berlin und Geschäftsführer des SchwuZ:
«Mit grosser Sorge betrachten wir die aktuellen Entwicklungen. Wir brauchen Schutz und Förderung und das am besten heute und nicht erst morgen. Kommt keine Unterstützung, besteht die Gefahr, dass Berlin eine durchschnittliche Stadt ohne Glanz wird. Wirtschaftlich wäre das im Kulturbereich eine Bankrotterklärung.»
Pamela Schobess, Betreiberin des «Gretchen» und Politische Sprecherin des Bundesverbands LiveKomm: «Die im Bundestag beschlossene Anerkennung von Clubs als Kulturorte lässt leider immer noch auf sich warten – darauf machen wir mit der Kampagne Clubs are Culture aufmerksam.»
Währenddessen werde auch die wirtschaftliche Lage immer prekärer. «Ohne den Ausbau von clubkulturellen Förderstrukturen wird es zukünftig keine Bühnen mehr für Nachwuchskünstler*innen oder genre-experimentelle Formate geben. Wir können diese kulturelle Aufbauarbeit, die wirtschaftlich defizitär ist, schlicht nicht mehr selbst gegenfinanzieren», so Schobess.
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Dossier: Nachtleben
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