Wirteverband Basel-Stadt

Allheilmittel Automatisierung?

Vertrauen und Identität entstehen nur zwischen Menschen

Roboter und KI-Anwendungen sind keine Zukunftsmusik mehr. Sie verändern manche Betriebsabläufe im Gastgewerbe. Das birgt viele Chancen. Der Einsatz passender Tools muss aber gut durchdacht und seriös geplant werden.

In unserer schnelllebigen Zeit sind Krisen und Veränderungsprozesse eher die Regel als die Ausnahme. Auch das Gastgewerbe und die Tourismuswirtschaft befinden sich in einer Transformation, die vorangetrieben wird durch veränderte Konsumentenwünsche, Mitarbeiterknappheit und technologische Innovationen.

In zehn Jahren stehen in der Schweiz wegen der Demografie eine halbe Million weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Nur schon deswegen müssen wir uns überlegen, wie wir bestimmte Arbeitsprozesse rationeller gestalten können. Viel wichtiger noch ist die Frage, wie es uns gelingt, wieder mehr Talente zu gewinnen und Mitarbeiter langfristig zu halten.

Es ist Zeit, sich ernsthaft mit neuen Arbeitsmodellen, mehr Flexibilität und Automatisierung zu befassen. Nur in einem motivierenden Umfeld mit Freiräumen und Eigenverantwortung wird es uns gelingen, ein hohes Serviceversprechen einzulösen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Lange Zeit befand sich das Gastgewerbe in einem gefährlichen Teufelskreis, der durch unregelmässige Arbeitszeiten, zahlreiche Überstunden und strenge Tätigkeiten bei vergleichsweise tiefer Entlöhnung entstand.

Nun zeichnet sich ein Weg ab, die Negativspirale zu durchbrechen. Die Digitalisierung und Automatisierung können dazu beitragen, die Mitarbeiter von Routinetätigkeiten zu entlasten, die Arbeitsinhalte attraktiver zu machen und die Produktivität zu steigern. Letzteres ist eine Voraussetzung, um die Anstellungsbedingungen weiter zu verbessern.

In manchen Betrieben begegnen uns Roboter, die abräumen oder den Etagenservice übernehmen. Mit KI-Tools wird es einfacher, die Nachfrage vorherzusagen, Schichteinteilungen vorzunehmen, Reservationen zu bearbeiten, Waren zu beschaffen oder die Reputation des Betriebs zu überwachen.

Allerdings werden in vielen Tätigkeitsfeldern die Arbeitskräfte nicht durch Maschinen ersetzt werden können. Menschen aus Fleisch und Blut werden dauerhaft mehr emotionale Intelligenz haben als Maschinen. Wichtige Gefühle wie Vertrauen, Loyalität oder Identität entstehen nur zwischen Menschen. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass Menschen, die ihre Menschlichkeit nicht einsetzen, durch KI und Roboter ersetzt werden können. Warmherzigkeit und Einfühlungsvermögen sind also wichtiger denn je!

Noch etwas: Wenn die bestehenden Prozesse in einem Betrieb schlecht sind, werden sie durch die Digitalisierung nicht besser. Jede Automatisierung muss auf Prozessen aufbauen, die sich in der Praxis bereits bewährt haben.

Fazit: Technologische Innovationen können die Gastronomie voranbringen, operative Abläufe optimieren, die Arbeit interessanter machen und das Gästeerlebnis verbessern. Aber Technik ist nicht mehr und nicht weniger als ein Hilfsmittel, mehr Zeit für das Wesentliche zu erlangen: den Gästen ein grossartiges Erlebnis zu bieten.

Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt

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Roboter können Mitarbeiter unterstützen und sie von Routinearbeiten befreien. Bild: LG